Wien - Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) stößt sich am scharfen "ß". Neben dem klein geschriebenen "du" und dem großgeschriebenen "Sie" gehöre das "ß" zu den Schwachpunkten der neuen Rechtschreibung.

Einen "Rat für deutsche Rechtschreibung", wie von der rheinland-pfälzischen Kultusministerin Doris Ahnen vorgeschlagen, werde sie daher unterstützen. Das zwischenstaatliche Gremium, das sich derzeit in Gründung befindet, solle die Reform "vernünftig weiterentwickeln".

Ein "Zurück zur alten Rechtschreibung" werde es in Österreich jedenfalls nicht geben, sagte Gehrer am Freitag. Auch nach dem Ende der Übergangsfrist mit 1. August 2005 sei die neue Rechtschreibordnung ja kein Gesetz: "Es wird niemand bestraft, wenn er falsch schreibt, weder mit einer Geldstrafe noch mit Gefängnis." Die Verbindlichkeit für Schüler und öffentlich Bedienstete erwähnte Gehrer dabei nicht.

SP-Bildungssprecher Erwin Niederwieser begrüßt Gehrers Vorschlag, zu diskutieren, ob man beim scharfen "ß" bleiben müsse oder wie in der Schweiz darauf verzichten könne. Als weiteren Schritt kann er sich die Einführung der Kleinschreibung vorstellen. Führende deutsche Verlage wie der Spiegel, der Süddeutsche- und der Springer-Verlag hatten Anfang August mit ihrer Rückkehr zur alten Rechtschreibordnung für eine heftige politische Debatte gesorgt. (DER STANDARD Printausgabe, 10.9.2004)