Erfurt - Angesichts beunruhigender Nachrichten aus der
"Influenza-Küche" Süd-Ost-Asien haben Mediziner vor der Gefahr einer
weltweiten Epidemie gewarnt. Nach mehr als 35 Jahren ohne
Influenzapandemie sei die Gefahr des Ausbruchs eines neuen
Grippevirenstamms gegenwärtig besonders groß, sagte der Leiter des
Influenza-Programms der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der
deutsche Experte Klaus Stöhr, am Freitag auf einem Kongress in
Erfurt. Alle Länder seien dringend aufgerufen, ihre Vorbereitungen
verstärkt voranzutreiben. Besonders die nationale Unterstützung bei
der Entwicklung von Impfstoffen liege weit hinter den Erwartungen
zurück, betonte der WHO-Experte.
Kleinkinder sollten geimpft werden
Der Wissenschafter Johannes Hallauer von der Charité Berlin
bezeichnete die Influenza als die gefährlichste Infektionskrankheit
in Deutschland. Jedes Jahr erkrankten in der Bundesrepublik zwischen
zwei und acht Millionen Menschen. Zur Prävention hätten sich die
jährlichen Impfungen als effektivste und kostengünstigste Maßnahme
zum Schutz der Bevölkerung bewährt.
Der Arzt Heinz-Josef Schmitt von der Universität Mainz sagte, eine
Impfung aller Kinder zwischen sechs und 23 Monaten entsprechend den
amerikanischen Verhältnissen könne auch für Deutschland sinnvoll
sein. Zum Abgleich von Nutzen und Risiken einer Impfempfehlung für
Säuglinge und Kleinkinder würden allerdings dringend weitere Daten
benötigt, sagte Schmitt. Auf dem bis zum Sonntag andauernden Kongress
beraten Ärzte und Wissenschafter der Deutschen Vereinigung zur
Bekämpfung der Viruskrankheiten vor Beginn der diesjährigen
Influenza-Saison über Maßnahmen zur Bekämpfung der Krankheit. (APA)