1954 gründete der streitbare Priester Otto Mauer die Galerie St. Stephan (später Galerie nächst St. Stephan) in Wien. Mauers leidenschaftlicher Einsatz für die moderne österreichische Kunst ließ die Galerie zum Zentrum heimischer Avantgarde werden. Einerseits war der Kunstgeschmack in Österreich damals konservativ bis reaktionär geprägt, andererseits entwickelte sich - ausgehend von der informellen Malerei in Amerika und Frankreich - der abstrakte Expressionismus zur künstlerischen Weltsprache.
Die Gruppe
Die "Gruppe St. Stephan" mit Hollegha, Mikl, Prachensky und Rainer entstand 1956. Sie bestimmte fast ein Jahrzehnt lang Programm und Ausrichtung der Galerie. Mauers interpretatorischer Zugang zur Moderne sei als theologisch-spirituelle Exegese zu verstehen, erklärte Bernhard A. Böhler (Erzbischöfliches Dom- und Diözesanmuseum). Der Dialog zwischen Kirche und moderner Kunst sei Mauers größtes Anliegen gewesen, die Amtskirche habe sich jedoch "herausgehalten", so Böhler.
Das Sammlerehepaar Agnes und Karlheinz Essl hat die Arbeit der vier Künstler über Jahrzehnte verfolgt und wichtige Werke und Werkblöcke vieler Schaffensperioden - einem langjährigen Sammlungskonzept folgend - angekauft. Die künstlerischen Entwicklungen werden von den informellen Anfängen bis heute dargelegt. Die anlässlich des 30. Todestages von Mauer im Dezember 2003 eröffnete Ausstellung wurde von Agnes Essl kuratiert.