Wien - Die vier großen neuen EU-Länder Polen, Tschechien, die Slowakei und Ungarn, dürften den Euro nicht vor 2010 einführen. Die aktuelle Diskussion um eine Reform des Stabilitäts- und Wachstumspaktes erhöhe die Unsicherheit bezüglich der Euro-Einführung in den neuen EU-Ländern noch. Für den Chef des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW), Peter Havlik, stellt sich die Frage, ob die derzeitigen Kriterien für die neuen EU-Länder, die wesentlich weniger entwickelt seien und auf vielen Gebieten großen Nachholbedarf hätten, Sinn macht.

Jene drei neuen EU-Länder, die sich bereits Ende Juni dem Europäischen Wechselkursmechanismus (ERM II) angeschlossen haben - nämlich Estland, Litauen und Slowenien - dürften aber bereits in zwei bis zweieinhalb Jahren der Eurozone beitreten, sagte Havlik am Freitag im Ö1-Wirtschaftsmagazin "Saldo" des ORF-Radio. Diese drei Länder würden auch andere Maastricht-Kriterien bereits erfüllen.

Hohe Budgetdefizite

Das Hauptproblem der vier großen neuen EU-Länder Polen, Ungarn, Tschechien und der Slowakei seien vor allem die hohen Budgetdefizite von 6 Prozent des BIP und mehr. Eine Konsolidierung der staatlichen Finanzen, zu der sie sich im Beitrittsvertrag verpflichtet hätten, werde nicht einfach sein und sei nur mittelfristig zu erreichen. Dazu bedürfe es einer Reform der staatlichen Finanzen, vor allem des Gesundheits- und Sozialsystems. Die Slowakei könnte das erste dieser Länder sein, dass die Bedingungen zur Euro-Einführung erfüllen wird, so Havlik.

Jenen vier neuen EU-Länder, die laut EU-Kommission bereits 2005/2006 das Maastricht-Kriterium "Haushaltsdefizit" erfüllen könnten, nämlich die drei baltischen Staaten und Slowenien, haben laut Havlik generell gute Voraussetzungen für die Einführung des Euro.(APA)