Gefriertrocknung
Auch manche der insgesamt 70 Skulpturen, die sich im Rokokosaal befunden hätten, seien "schwer gezeichnet". Eine Büste Gotthold Ephraim Lessings von Gottlieb Martin Klauer bestehe nur noch aus Einzelteilen. Die vom Löschwasser schwer beschädigten Bücher, insgesamt etwa 20 Tonnen, befänden sich alle zur Gefriertrocknung im Leipziger Zentrum für Bucherhaltung. Dazu kämen noch einmal etwa 18 Tonnen Bücher, die aus der Asche geborgen worden seien und ebenfalls in Leipzig gefriergetrocknet würden. Zwölf weitere Container mit Brandschutt würden in den nächsten Tagen auf Bücher und verwertbare Reste der Saalarchitektur gesichtet.
Kritik am Brandschutz
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, erneuerte seine Kritik am Brandschutz in der zum UNESCO- Weltkulturerbe gehörenden Bibliothek. Man müsse sich fragen, ob es richtig sei, wichtige Kulturgüter in einem Gebäude zu lassen, in das man angeblich keine moderne Brandschutzanlage einbauen könne, sagte Zimmermann in der Freitagssendung des 3sat-Fernsehmagazins "Kulturzeit". Der Kulturrat hatte Bund, Länder und Kommunen zu besserem Schutz des kulturellen Erbes aufgefordert.
Holzkonstruktion hätte "große Brandschutztechnik nicht getragen"
Vorwürfe, wonach der Brandschutz in dem Gebäude fahrlässig gewesen sei, hatte Bibliotheksdirektor Knoche zurückgewiesen: Er sei überzeugt, dass die Holzkonstruktion des Hauses unter der Last einer "großen Brandschutztechnik" zusammengebrochen wäre.
Sachschäden in zweistelliger Millionenhöhe
Nach dem Brand, der nach ersten Schätzungen einen Sachschaden in zweistelliger Millionenhöhe verursachte, gingen bisher laut Klassikstiftung Spenden in Höhe von rund 150.000 Euro ein. Neben von Bund und Land Thüringen zugesagten Mitteln sollen die Spenden für den Wiederaufbau und die Restaurierung beschädigter Bücher genutzt werden. Die Allianz-Kulturstiftung sagte zudem rund 1,4 Millionen Euro für die Wiederherstellung des stark beschädigten Rokokosaals zu. Der Bund hat bereits eine Soforthilfe von vier Millionen gewährt.
Architektur weniger schlimm getroffen als Bücherbestand
Die Brandschäden an der Architektur der Anna-Amalia-Bibliothek sind offenbar weniger schlimm als befürchtet. Bibliotheksdirektor Michael Knoche sagte der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Donnerstagausgabe), der Zustand des Rokokosaals sei "sehr ermutigend". Der Saal müsse nicht neu konstruiert werden. Gefahr drohe allerdings von durchnässtem Holz unter den Fußböden. Die Statik des Gebäudes bezeichnete Knoche als "viel besser als befürchtet".
2007 wiederhergestellt
Die Decke in der zweiten Galerie, die die ganze Brandlast ausgehalten habe, sein ein Meisterwerk des 16. Jahrhunderts, betonte der Bibliotheksdirektor. Er kündigte an, dass die Bibliothek im Jahr 2007 in alter Pracht wiederhergestellt sein solle.
Die Klassikstiftung hofft nach dem Brand, dass die ohnehin geplante Sanierung des mehr als 400 Jahre alten Bibliotheksgebäudes nicht erst wie vorgesehen Anfang 2006, sondern früher beginnt. Es würde an einem Finanzierungskonzept gearbeitet, sagte die Sprecherin. Vor dem Brand waren rund acht Millionen Euro für die Sanierung veranschlagt worden, nun ist von einem zweistelligen Millionenbetrag die Rede. Viele Bücher werden bereits in einem neu gebauten Tiefenmagazin gelagert.
Fortgesetzt wurden die Aufräumungsarbeiten im Rokokosaal, dem Glanzstück der Bibliothek. Restaurateure und Denkmalpfleger sind im Einsatz. Eine Goethe-Büste wurde am Donnerstag mit spezieller Technik aus dem Saal, in dem auch Gemälde zerstört wurden, geborgen. Die von dem französischen Bildhauer David d'Angers 1831 geschaffene Marmorbüste blieb weitgehend unbeschädigt. Sie wurde mit einem Kran aus dem Gebäude gehievt und soll für die Zeit des Wiederaufbaus eingelagert werden.
Notdach für ausgebrannte Bibliothek
Eine Woche nach dem verheerenden Brand laufen in Weimar die Vorbereitungen für den Aufbau eines Notdaches. Bis Mitte September soll das ausgebrannte Obergeschoss provisorisch abgedichtet sein, sagte eine Sprecherin der Stiftung Weimarer Klassik am Donnerstag.
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