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Trotz offen bekundetem Interesse sind die Pläne für eine Übernahme der VA Tech laut Siemens Österreich-Chef Albert Hochleitner endgültig vom Tisch.

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Wien – Die Übernahme der VA Tech durch Siemens ist geplatzt und die Schuldigen sind gefunden: "Das Problem war der Druck der Übernahmekommission und der Medien", sagte Siemens-Generaldirektor Albert Hochleitner am Donnerstag in einer Pressekonferenz. Außerdem hätten Vorstand und Betriebsrat der VA Tech massiven Druck erzeugt, indem sie Zerschlagungs- und Jobabbau-Ängste massiv geschürt hätten.

Dabei habe es dafür überhaupt keinen Anlass gegeben, denn weder sei eine feindliche Übernahme geplant, noch wäre das Lieblingsobjekt der Begierde, die ElinEBG, zerschlagen worden. Im Gegenteil, Siemens hätte seine wenigen Parallelstrukturen in die Elin EBG eingliedern wollen – und nicht umgekehrt.

Die Sparte Energieübertragung und -verteilung (T&D) hätte Hochspannung ins Stammhaus in München gebracht und Munition für Frankreich und Großbritannien. Selbst der metallurgische Anlagenbau (VAI) wäre gut mit dem Siemens-Bereich Industrial Solutions und Services (I&S) kombinierbar gewesen. Einzig mit dem VA- Tech-Kraftwerksbau gab es kartellrechtliche Probleme, weshalb Siemens Partner gesucht und diesen in VA-Tech- Aktionär Mirko Kovats (12,53 Prozent) gefunden habe.

"Das wäre unser schönes Konzept gewesen", sagte Hochleitner. Aufgrund der nun laufenden Sperrfrist dürfte jenes für mindestens ein Jahr, vermutlich aber länger sanft ruhen. Ehe der Siemens- Österreich-Chef dieses Konzept präsentierte, ging er mit der Übernahmekommission hart ins Gericht: "Es war wirklich lächerlich, dass sich die Übernahmekommission nach den ersten Medienberichten eingemischt und uns auf Schritt und Tritt verfolgt hat."

Nur Sondierungen

"Denn zu diesem Zeitpunkt waren es lediglich Sondierungsgespräche." Und: "Es ist eine Unglaublichkeit von der Übernahmekommission, der Telekom Austria zwei Jahre Zeit zu geben für Sondierungen mit der Swisscom und wir bekommen nicht einmal einen Monat."

Peter Doralt, der Vorsitzende der Übernahmekommission, ist es gewohnt, dass sich "betroffene Unternehmer mit maßgeblichem Einfluss in Österreich, sehr kritisch über die Arbeit der Übernahmekommission äußern. Wenn das so gewichtige Leute wie Siemens-General Hochleitner tun, beschädigen sie das System, für das sie selbst stehen", sagt Doralt zum Standard. Er verstehe, dass Siemens erregt sei, aber die Kommission habe nur das Gesetz vollzogen, das übrigens sehr sinnvoll sei, weil der moderne Kapitalmarkt Transparenz brauche. Schließlich gehe es um nichts weniger, als dass internationale Investmentfondsmanager österreichische Aktien im Vertrauen auf die Kapitalmarktregeln kaufen können.

Sein Fett bekommt auch VA-Tech-Chef Sernetz ab. "Er hat uns sogar angeboten, T&D zu übernehmen, wenn wir mit der Übernahme aufhören", sagte Hochleitner. Sernetz dementiert. Einziger Zweck der Gespräche sei eine Diskussion über die strategischen Ansätze beider Seiten gewesen. "Ich bin doch nicht verrückt, dass ich strategisch etwas anbiete, bevor es Gespräche gibt", sagte Sernetz zum Standard.

Die ÖIAG wies Vorwürfe, sie habe mit Siemens laufend Gespräche geführt, erneut zurück. Ihr Aufsichtsratsvize Veit Sorger bedauerte, dass der VA-Tech-Vorstand den "erstklassigen Aktionär Siemens" als "feindlich" abgewiesen und damit eine Chance vertan habe. (ung, gra, Der Standard, Printausgabe, 10.09.2004)