Brandstetter: Schaden kanns nicht
"Austrokoffer"-Erfinder Günther Nenning hatte gestern den oberösterreichischen Schriftsteller Alois Brandstetter als Befürworter seines Projektes genannt. Brandstatter dazu im: "Vielleicht bin ich mit meiner Haltung ein Trottel, aber Kollegialität unter den Autoren gibt es sowieso nicht. Ich verspreche mir davon zwar nicht weiß Gott was, aber es kann auch nicht schaden. Ich habe meine Texte keinem Politiker zuliebe geschrieben, also hat das auch nichts mit Politikern zu tun. Ich brauch da nicht den wilden Mann zu spielen. Man kann natürlich gute Gründe haben, ein solches Projekt abzulehnen, wie etwa Thomas Bernhard, der sich bestimmt nicht daran beteiligt hätte aus seiner persönlichen Geschichte mit Österreich. Aber ich habe kein solches Problem, und schon Günther Nenning zuliebe, den ich sehr schätze, mache ich da mit".
Nähe zur Kronen-Zeitung und Regierung störe Brandstetter nicht
Brandstetter hält Nenning als Herausgeber einer Edition österreichischer Nachkriegsliteratur für "sehr qualifiziert". Dieser habe sich immer eingesetzt für österreichische Literaten, auch wenn sie noch nicht so bekannt waren, und er kannte auch viele von denen, die nicht mehr leben". Brandstetter erhielt vor vierzehn Tagen einen Brief Nennings und auch der IG Autorinnen Autoren: "Ich verstehe die Haltung der IG nicht. So ein Projekt ist doch ein Vorteil für die Autoren". Die von Kritikern vorgeworfene Nähe des Projektes zur "Kronenzeitung" und zur Regierung stört ihn nicht: "Mir geht es um Nenning als Person, seinetwegen mache ich mit. Und warum sollen mich die Politiker stören? Sie haben nichts mit meiner Arbeit zu tun".
Frischmuth: "austrochauvinistisches Gehabe"
Nicht mitmachen wird Barbara Frischmuth, deren Brief an Nenning im heutigen "STANDARD" abgedruckt ist. Neben dem "austrochauvinistischen Gehabe" des Projektes störe sie auch, "wie unliterarisch" Nenning denke. In einem Brief an sie habe er ihr nämlich bezüglich der Autoren-Liste versichert, dass "so gut wie alle Anti-Schüssel und Anti-Schwarz-Blau" seien. "Auch stoße ich mich zusehends an der Bezeichnung Austrokoffer. Zu sehr erinnert sie mich an den seinerzeitigen Sex-Koffer für die Schulen", so Frischmuth.
Witwe Artmanns hätte rechtlich keine Handhabe Aufnahme in den "Koffer" zu verhindern