Wien – Die Großfusion in der Gewerkschaft rund um Metaller und Privatangestellte ist geplatzt. ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch teilte am Mittwoch nach einer Präsidiumssitzung mit, ihm sei von den vier betroffenen Gewerkschaften kundgetan worden, dass das Projekt nicht weiter verfolgt werde. Als Grund wurde angegeben, dass Metaller, Agrar, Nahrung und Genuss (ANG) sowie Drucker zur Auffassung gekommen seien, dass die geschäftlichen Tätigkeiten der GPA – etwa der Betrieb eines Einkaufszentrums – nicht zum Kerngeschäft einer Gewerkschaft gehörten. Diese Auffassung teilt auch der ÖGB, wie Verzetnitsch auf Nachfrage mitteilte.

Dass persönliche Animositäten zwischen den beiden Vorsitzenden der beiden großen Gewerkschaften, Hans Sallmutter (GPA) und Rudolf Nürnberger (Metall), für das Scheitern des Projekts verantwortlich seien, wies Verzetnitsch zurück. Die beiden Hauptbetroffenen selbst wollten sich nach der Sitzung zunächst nicht äußern. Der ÖGB-Präsident ist überzeugt, dass trotz des Platzens der Fusion die Zusammenarbeit innerhalb der gesamten Gewerkschaft weiter gut, wenn nicht sogar besser funktionieren werde: "Ich sehe das als Drive, dass man noch besser wird."

Für neue Projekte zu früh

Wie es mit der ÖGB-Struktur nach dem Scheitern der Großgewerkschaft um Metaller und GPA weitergeht, wurde Mittwoch von Präsident Fritz Verzetnitsch offen gelassen. Es sei zu früh, um über etwaige andere Zusammenschlüsse zu sprechen, erklärte er in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz nach dem ÖGB-Präsidium. Ihm sei aber von allen Beteiligten glaubhaft versichert worden, dass die Zusammenarbeit auf betrieblicher Ebene unverändert fortgesetzt werde. Und auch der andere Block Infra will seine gemeinschaftlichen Aktivitäten fortsetzen.

Dass die Großfusion gescheitert ist, hält Verzetnitsch für kein übergroßes Problem: "So ein großes und ambitioniertes Projekt besteht nur dann, wenn es Mitglieder und Funktionäre in aller Konsequenz mittragen." Wenn dies nicht der Fall sei, wie bei der gescheiterten Fusion, sei dies auch "kein Beinbruch". Schließlich hörten Metaller und GPA nicht auf zu existieren.

Für den Präsidenten stellt sich die Situation folgender Maßen dar: "Wir haben es probiert, es geht nicht, wir probieren etwas anders." Wie das andere aussieht, konnte Verzetnitsch zwar noch nicht sagen, aber eine enge Kooperation scheint ihm vonnöten: "Ich sehe gar keinen Weg daran vorbeführen, dass eng zusammengearbeitet wird."

Verzetnitsch selbst fühlt nach eigenen Angaben keine Genugtuung über das Scheitern des Projekts, obwohl er einst bei der Präsentation der Fusionspläne von den Vorsitzenden Hans Sallmutter (GPA) und Rudolf Nürnberger (Metall) übergangen worden war. Es gehe in dieser Sache nicht um persönliche Befindlichkeiten, so der ÖGB-Chef, ohne die Miene zu verziehen.

Offiziell wird die Fusion dann in den nächsten Tagen zu Grabe getragen. Die Metaller tagen am Freitag, die ANG am Montag und die GPA am Dienstag. Dort sollen die entsprechenden Beschlüsse getroffen werden. Bei den Druckern hatte man sich in einem Zentralvorstand schon am vergangenen Montag auf ein Platzen des Projekts eingestellt.

Grüne bedauern

Der Grüne Sozialsprecher Karl Öllinger bedauert die schließlich doch geplatzte Gewerkschaftsfusion. Im Gespräch mit der APA am Rande der Grünen Klubklausur in Feldkirch sagte Öllinger am Mittwoch, er glaube nicht, dass allein der Zwist um die Immobiliengeschäfte der GPA ausschlaggebend gewesen sei. Für den Grünen Abgeordneten ist es jedenfalls schade, dass es nicht gelungen sei, Ressourcen zu bündeln.

Bei den Privatangestellten und den Metallern handle es sich ja um zwei große Gewerkschaften. Er glaube auch nicht, dass es wegen der geplatzten Fusion zu einer Schwächung der Gewerkschaften komme. Generell sei es aber für die Interessensvertretung notwendig, sich verstärkt den Problemen der Arbeitswelt und den geänderten Bedingungen zu widmen. (APA)