Washington - Die US-Regierung hat Moskau am Dienstag zu
neuen Bemühungen im Tschetschenien-Konflikt aufgerufen. Die
Geiselnahme in Nordossetien, die am Freitag mit einem Blutbad endete,
habe die Sichtweise Washingtons nicht verändert, sagte
Außenamtssprecher Richard Boucher. "Es muss eine politische Lösung
geben." Amerikanische Regierungsmitarbeiter hätten sich in der
Vergangenheit mit Tschetschenen der verschiedenen Lager getroffen und
beraten, ergänzte er. "Allerdings treffen wir uns nicht mit
Terroristen." Auch in Zukunft werde es vermutlich weitere Kontakte
mit Tschetschenen geben, sagte Boucher.
Putin lehnt ab
Der russische Präsident Wladimir Putin lehnte in einem Gespräch
mit mehreren ausländischen Journalisten und Wissenschaftlern am
Montag die Aufforderungen des Westens, mit Vertretern
tschetschenischer Separatisten zu verhandeln, abermals brüsk ab.
"Warum laden sie nicht Osama bin Laden zu Gesprächen nach Brüssel
ein", fragte er nach Angaben von Gesprächsteilnehmern in die Runde.
Er werde nicht mit Kindermördern reden. Das Ausland solle nach dem
Geiseldrama in Beslan, bei dem mehr als 330 Kinder, Lehrer und Eltern
getötet wurden, "unsere Tschetschenien-Politik nicht mehr
hinterfragen".
US-Außenminister Colin Powell trug sich am Dienstag in ein
Kondolenzbuch in der russischen Botschaft in Washington ein. Zwei
Transportflugzeuge seien mit Hilfsgütern nach Nordossetien unterwegs,
sagte Boucher. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld erklärte:
"Zivilisierte Menschen können nichts als ihr Mitgefühl und ihre
Solidarität mit dem russischen Volk ausdrücken." (APA/AP)