Putrajaya - Nur wenige Tage nach der Freilassung des
früheren stellvertretenden Regierungschefs von Malaysia, Anwar
Ibrahim, hat das Oberste Gericht des Landes eine Revision seines
Korruptionsurteils zugelassen. Gegen den Willen der Regierung und auf
Antrag der Verteidigung entschieden die Richter am Dienstag
einstimmig, das eigene Urteil wegen Verfahrensfehlern wieder
aufzurollen. Sollte es aufgehoben werden, könnte Anwar sofort wieder
in die Politik zurückkehren. Vergeblich hatten die Rechtsvertreter
der Regierung argumentiert, die Entscheidung des Obersten Gerichts
sei unwiderruflich.
Verurteilung wegen Korruption und homosexueller Kontakte
1998 hatte der damalige Ministerpräsident Mahathir Mohamad seinen
Stellvertreter Anwar entlassen. Kurz darauf wurde dieser festgenommen
und wegen Korruption und homosexueller Kontakte verurteilt. Am
vergangenen Donnerstag hatte das höchste Gericht bereits ein Urteil
gegen Anwar wegen homosexueller Kontakte aufgehoben und ihn nach
sechs Jahren aus der Haft entlassen. Seine fünfjährige Haftstrafe
wegen Korruption hat er bereits abgesessen; doch verbietet das Urteil
ihm die Bekleidung politischer Ämter bis 2008. Anwars Anwalt Sankara
Nair feierte die Entscheidung der Richter vom Dienstag als ersten
Sieg auf dem Weg zur völligen Rehabilitierung seines Mandanten:
dessen Ziel sei die sofortige Rückkehr in die Politik.
Anwar war am Wochenende nach München gereist, um sich dort wegen
einer Wirbelsäulenverletzung einer Operation zu unterziehen. Nach
Angaben seines Mitarbeiters Mohamed Asmin Ali verlief der Eingriff
erfolgreich. Bereits drei Stunden später habe Anwar in sein
Krankenzimmer zurücklaufen können. Laut den Ärzten sei er wegen der
langen Haftzeit körperlich sehr geschwächt, seine Moral hingegen sei
"ausgezeichnet". (APA)