In etwa 390 Metern unter dem Meeresboden fand das internationale Forscherteam aus acht Nationen Überreste winziger Meeresalgen, die an solche subtropische Temperaturen angepasst waren. Auch andere Mikroorganismen im Sediment zeugen von heftigen biologischen Umwälzungen im arktischen Ozean und vom plötzlichen Aussterben vieler Meeresorganismen. Das Projekt ACEX wird von britischen, schwedischen und deutschen Forschungseinrichtungen im Rahmen des Integrierten Ozeanbohr-Programms (IODP) durchgeführt. Seit August sind drei Eisbrecher etwa 250 Kilometer vom Nordpol entfernt im Einsatz, um die 410 Meter mächtigen Ablagerungen am Meeresboden zu durchbohren.
"Offensichtlich war das Klima damals wechselhafter als wir bislang angenommen haben"
Nun ist es den Forschern gelungen, die Sedimente komplett zu durchbohren und das darunter liegende, rund 80 Mio. Jahre alte Gestein des Lomonossow-Rückens zu erreichen. Dieser 1.500 Kilometer lange untermeerische Gebirgsrücken war einst Teil des eurasischen Kontinents. "Vor 55 Mio. Jahren, an der erdgeschichtlichen Grenze von Paläozän und Eozän, herrschten auf der Erde extreme Treibhausbedingungen, auch in der Arktis, wie wir jetzt wissen," so Expeditionsleiter Jan Backmann von der Universität Stockholm. Auf der Basis der vorläufigen Befunde müsse die frühe Geschichte des Arktischen Beckens ganz neu bewertet werden. "Offensichtlich war das Klima damals wechselhafter als wir bislang angenommen haben", so der Experte.