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Die Noch-Außenministerin und der Vielleicht-Außenminister: Benita Ferrero-Waldner und der Generalsekretär im Aussenministerium, Johannes Kyrle.

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Aufmerksam lauschten Österreichs Botschafter Montagmorgen den Ausführungen der scheidenden Außenministerin Benita Ferrero-Waldner, die auf der alljährlichen Botschafterkonferenz eine Bilanz ihrer Amtszeit zog und sich für den Aufbau einer gemeinsamen EU-Konfliktstrategie aussprach. Doch noch mehr interessierten sie sich für den Mann, der neben der zukünftigen EU-Kommissarin saß.

Generalsekretär Johannes Kyrle gilt unter Diplomaten als Favorit für die Ferrero-Nachfolge. Denn Ursula Plassnik, Botschafterin in Bern und Bundeskanzler Wolfgang Schüssels erste Wahl, hat dem Vernehmen nach sein Angebot des Außenministerpostens abgelehnt. Die ehemalige Kabinettschefin des Kanzlers will nicht in die vorderste Front der Politik wechseln, heißt es unter Diplomaten. Kyrle gilt als solide, wenn auch unspektakuläre Beamtenlösung.

Neubesetzung von 38 Botschafterposten

Noch intensiver beschäftigt die Diplomaten die ausstehende Neubesetzung von 38 Botschaftsposten, darunter in so bedeutenden Plätzen wie Paris, London und Rom. Anders als in früheren Jahren ist diesmal nichts über die Personalpläne der Regierung hinausgedrungen. Dabei müssten schon bis Ende dieser Woche erste Entscheidungen fallen, damit die gesetzlichen Fristen eingehalten werden können. Sicher ist, dass Präsidentenwitwe Margot Klestil-Löffler nach Prag geht. Das Warten auf ihre Entscheidung hat den Abschluss des Botschafterpakets ebenso verzögert wie die geplante Öffnung neuer Missionen in Malta und Zypern.

Thomas Klestils ehemaliger Kabinettdirektor Helmut Türk, dem nur noch zwei Jahre bis zur Pensionierung bleiben, hat sich vergeblich für den UNO-Botschafter in New York beworben. Dort bleibt Gerhard Pfanzelter im Amt. Türk ist nun für London im Gespräch.

Auch Gerhard Ziegler, der 1998 wegen schwerer Vorwürfe als Botschafter in China abberufen wurde, will wieder eine Mission leiten. Der ehemalige Pressesprecher von Alois Mock, der derzeit das Innenministerium in Brüssel vertritt, gilt als aussichtsreicher Kandidat für Belgrad. (DER STANDARD, Printausgabe 7.9.2004)