Die Polemik von Daniel Winkler über die vermeintlichen "Drehungen und Wendungen der Sozialdemokratie" zur künftigen Lehrer- Aus- und Fortbildung ("SPÖ: Vorwärts in den Neoliberalismus?", STANDARD, 27. 8.) verdient eine Erwiderung:

Derzeit sieht das schon 1999 beschlossene Akademiestudiengesetz vor, dass es zu Hochschulen für Bildungsberufe kommen soll, in denen alle, außer den Mittelschullehrern, ausgebildet werden sollen. Und es ist tatsächlich vom Begriff "Hochschulen" die Rede. Der Grund für diese Wortwahl ist, dass einerseits die Frage damals noch nicht entschieden werden konnte, ob es sich um Fachhochschulen oder um Universitäten handeln soll und dass SPÖ und ÖVP tatsächlich unterschiedliche Auffassungen hatten, ob alle LehrerInnen gemeinsam an einem Typus von hoher Schule ausgebildet werden sollten.

Das Konzept von Ministerin Gehrer sieht etwa neun Hochschulen vor, die zwar die bisherigen Lehrerbildungseinrichtungen ersetzen, aber nicht die Ausbildung aller LehrerInnen, geschweige denn alle pädagogischen Berufe in Hochschulen für Bildungsberufe zusammenfassen, wie das die SPÖ vorschlägt.

Chancen erhöhen ...

Welches sind unsere wesentlichen Überlegungen für die neue Konzeption? Zum einen sollen die positiven Erfahrungen aus den zwei unterschiedlichen Ausbildungsgängen – die bessere Praxisorientierung der Pädagogischen Akademien und bessere wissenschaftlich-fachliche Ausbildung an den Universitäten aufrechterhalten, allerdings im Interesse beider Qualitäten für die künftige Lehrerbildung zusammengeführt werden.

Zugleich soll die hohe Fragmentierung der Lehrerbildung in Österreich überwunden werden, indem alle bestehenden Ausbildungsgänge von der Kindergartenpädagogik über die Freizeitpädagogik, Sozialpädagogik, Erwachsenenbildung bis zur Seniorenbetreuung gemeinsam mit der Ausbildung für den Schulunterricht zusammengefasst werden. Diese Konzentration in Hochschulen/Universitäten für Bildungsberufe zielt zugleich darauf ab, ein baukastenartiges Ausbildungssystem einzurichten, das es erlaubt, unter Anrechnung der bisherigen Ausbildung relativ leicht und relativ rasch Zusatzqualifikationen für eine andere Tätigkeit im Bildungsbereich zu erwerben. Dabei geht es nicht zuletzt darum, strukturelle Voraussetzungen zu schaffen, die dem Burn-out bei Lehrern entgegenwirken.

... Hürden abbauen

Bleibt die Frage, ob hier "Europa", wie Winkler schreibt, "als Argument missbraucht wird": Die dreigliederige Studienarchitektur nach der Bologna-Vereinbarung hat den unbestreitbaren Vorteil, dass künftig die Ausbildung unserer PflichtschullehrerInnen problemlos überall anerkannt wird, was derzeit leider noch nicht der Fall ist. Da geht es also um konkrete Berufschancen und nicht um ein Verkaufsargument, und die von Winkler befürchteten Kosten künftiger Parallelstrukturen stellen sich genau konträr dar: Derzeit haben wir über 50 Pädaks und PIs und parallel dazu die universitäre Lehrerausbildung, und künftig sollen es deutlich weniger sein.

In den bisherigen Papieren zum künftigen Bildungsprogramm der SPÖ sind ein dreigliedriges Studium mit Bachelor (nach sechs Semestern), Master (nach weiteren vier) und Doktorat und keine Studiengebühren oder Zulassungsbeschränkungen vorgesehen, wie das Winkler unterstellt.

Offen ist derzeit, ob es Fachhochschulen sein sollen – mit der Möglichkeit des Umstiegs auf Universitäten für das Doktoratstudium – oder Universitäten bzw. Fakultäten für Bildungsberufe, oder um einen engen Verbund zwischen beiden, wie dies auf Basis der heutigen Rechtslage etwa in Kärnten praktiziert wird.

SPÖ auf dem Weg in den Neoliberalismus? Wohl nicht. Uns geht es um bessere Ausbildung im Interesse aller Beteiligten ohne Zugangshürden finanzieller oder anderer Art. Damit bleiben wir unserer Programmatik treu. (DER STANDARD, Printausgabe, 7.9.2004)