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Foto: REUTERS/Stephen Hird/ Bearbeitung: derStandard.at
Wien – Zwölf bedeutende Autorinnen und Autoren haben es sich bislang verbeten, in den aus Anlass der Republikfeierlichkeiten 2005 erscheinenden "Austrokoffer" aufgenommen zu werden (siehe auch unten stehenden Brief von Ilse Aichinger). Doch Organisator Günther Nenning glaubt, dass die vaterländische Literaturaktion wie geplant über die Bühne gehen werde: "Da bin ich durchaus zuversichtlich, dass wir den Koffer umpacken. Am Erscheinungstermin im Jänner bei Ueberreuter halten wir fest", so Nenning gegenüber dem STANDARD.

Nenning: "Wirklich weh tut mir nur das Wegfallen von Elfriede Jelinek. Das soll halt so sein. Nur: Soll ich jetzt um die übrigen elf buserieren gehen? Wir suchen uns ganz einfach andere."

Manche der vonseiten der Autoren geäußerte Bedenken könne er gut verstehen: "Dass aus manchen Romanen aufgrund von Kürzungen Erzählungen werden, passt mir eh nicht." Bundeskanzler Wolfgang Schüssel habe seinerseits auf die Berücksichtigung "jüngerer und jüngster" Literaturschaffender gedrängt.

Für die entfallenden Romanbände von Aichinger und Jelinek nennt Nenning bereits nachrückende Werke: Marianne Fritz' Schwerkraft der Verhältnisse und Waltraud Anna Mitgutschs Abschied von Jerusalem. Nenning sei "eisern entschlossen: Es muss doch eine Freiheit geben! Literatur umfasst alles Mögliche. Und natürlich enthält der ,Austrokoffer‘ auch so genannte Österreich-Kritiker: Ein anständiger Autor liebt Österreich, indem er Österreich heruntermacht." Nenning gibt zu, die "Vertragsangelegenheiten" ein wenig nachlässig betrieben zu haben. "Aber der neu gepackte Koffer zeugt, so oder so, von Reichhaltigkeit."

Presse-Journalist Hans Haider, mit Ausstellungsvorbereitungen für das Jubiläum 2005 beschäftigt und Mitinitiator des Koffers, hält die Mischungsverhältnisse in dem literarischen Gepäckstück für ausgewogen: "Um Gottes Willen: Was ist ein liberaler Dichter? Eine gute Anthologie beweist ihre Liberalität dadurch, dass sie verschiedene Schreibhaltungen versammelt." Und: "Die Zielgruppe wären auch rund 300.000 Neoösterreicher, die ihre ,eigenen‘ Dichter ab nun preisgünstig kennen lernen können." Bereiten die Absagen Schmerzen? "Also ich glaube, keiner der zwölf besäße die Stirn zu sagen: ,Ohne mich geht's nicht!‘" (poh/DER STANDARD, Printausgabe, 7.9.2004)