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Foto: REUTERS/Alessia Pierdomenico
Hamburg/Venedig - Der Hollywood-Schauspieler Tim Robbins sieht in den USA die Meinungsfreiheit und die Erfüllung der Informationspflicht der Medien bedroht. Die Menschen strömten in politische Dokumentarfilme wie "Fahrenheit 9/11" oder "Super Size Me", "weil sie sich von den amerikanischen Medien nicht oder nur selektiv informiert fühlen", sagte der Oscar-Preisträger der Wochenzeitung "Die Zeit". Kino werde "zum gemeinsam erlebten Nachrichtenereignis, das die Defizite des Fernsehens ausgleicht".

An jenen Schauspielern, die ihre Meinung sagen, werde von US-Medien ein Exempel statuiert

Gleichzeitig gebe es "große Medienkonzerne, Talk-Radios, Zeitungen, die einen Schauspieler, der seine Meinung sagt, zum Teufel erklären", kritisierte Robbins. Das sei auch der Grund dafür, dass sich nicht mehr Schauspieler wie er deutlich gegen die Politik von Präsident George W. Bush aussprächen. "An meiner Frau Susan Sarandon und mir wurde ein Exempel statuiert. Sie haben versucht, uns fertig zu machen, und ich bin froh, dass wir zu zweit waren. Ich weiß also, warum viele fürchten, ihre Meinung zu sagen", erklärt er.

"Embeddes" nimmt "Regierung satirisch auf die Schippe"

Robbins stellte bei den Filmfestspielen in Venedig mit "Embedded" einen eigenen Kinofilm vor, der die Irak-Politik des Präsidenten und die Rolle der US-Medien kritisiert: "Ich vertrete hier einen Film, der ein paar Fragen stellt und unsere Regierung satirisch auf die Schippe nimmt." Der außer Konkurrenz gezeigte Streifen ist eine Aufzeichung einer Aufführung von Robbins Theaterstück, das im Juli vergangenen Jahres in Los Angeles Premiere hatte.

Britische Medien lieferten völlig andere Reportagen aus dem Irak als USA

Im Rahmen einer Presskonferenz betonte Robbins, er habe bei den Recherchen für sein Stück festgestellt, das die britischen Medien völlig andere Reportagen aus dem Irak geliefert hätten als die amerikanische Presse. "Das hängt damit zusammen, von wem die Medien kontrolliert werden", so der Oscar-Preisträger, die Gefahr bestehe immer darin, dass Debatten durch Propaganda ersetzt würden.

Ein Kriegsminister namens "Rum-Rum"

Das Stück "Embedded" ist eine Mischung aus Kabarett, Polit-Revue und Leitartikel. Es führt amerikanische Reporter in der irakischen Wüste vor und ein gewissenloses Kriegskabinett, in dem ein Minister mit dem Namen "Rum-Rum" sitzt. Obwohl es in der Kritik der "New York Times" belächelt wurde, wurde die Laufzeit des Stück immer wieder verlängert. Robbins, der zusammen mit seiner Frau Susan Sarandon zu den politisch engagiertesten US-Schauspielern zählt, hat das Stück geschrieben, inszeniert und zum Teil auch mitgespielt. (APA/AP)