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Bregenz - Die Hexenverfolgung im heutigen Vorarlberg verlief je nach Region unterschiedlich und dort, wo es kleinräumige demokratische Mitbestimmung gab, war dies kein Hemmschuh für die Hexenjagd, sondern im Gegenteil. Zu solch überraschenden Ergebnissen kommt der Historiker Manfred Tschaikner in einem neuen Buch, das in der kommenden Woche vorgestellt wird.

Regionale Lücke geschlossen

Für "Hexenverfolgungen in Hohenems" untersuchte Tschaikner, Historiker im Vorarlberger Landesarchiv, die Gebiete, die im 17. Jahrhundert von den Grafen von Hohenems regiert und verwaltet wurden. Tschaikner zählt international zu den führenden ErforscherInnen der Hexenverfolgung. Seine Untersuchungen zu den Hohenemser Gebieten schließen regional eine große Lücke. Besonders interessant daran ist, dass die Grafen im 17. Jahrhundert auf verschiedene Weise drei benachbarte Gebiete regierten, in denen die Hexenverfolgungen unterschiedlich zum Tragen kamen. Tschaikners Erklärung: "In Gebieten, die demokratisch verwaltet wurden oder wo die Obrigkeit von den Untertanen finanziell abhängig war, konnte die Hexenverfolgung besonders leicht um sich greifen. In großflächigen Staatsgebilden hingegen dämmte der Verwaltungsapparat die Verfolgung ein."

Verfolgungen zum Teil "demokratisch" legitimiert

Verkürzt gesagt: Kleinräumige demokratische Mitbestimmung hemmte Hexenjagden nicht, sondern förderte sie. In den Stammlanden (Grafschaft Hohenems mit dem Reichshof Lustenau) regierten die Emser absolutistisch - die Hexenverfolgungen wurden hier noch bis ins letzte Viertel des 17. Jahrhunderts geführt, eskalierten jedoch nicht. In den Herrschaften Vaduz und Schellenberg (heute Liechtenstein) hingegen, die das Haus Hohenems erworben hatte, bestimmte das "Volk" mit - hier kam es zu ausufernden Hexenjagden. Gleichzeitig verwalteten die Grafen als Vögte zeitweise die österreichischen Herrschaften Feldkirch und Neuburg - hier dämmte die Regierung in Innsbruck die Verfolgungen schon früh durch hohe rechtliche Anforderungen ein.

Verfolgung in bäuerlichen Schichten

Die frühesten Hexenprozesse wurden in Hohenems erst 1630, Jahrzehnte nach den schweren Verfolgungen in den benachbarten österreichischen Territorien, geführt. Dabei wurden mit wenigen Ausnahmen nur Frauen der Hexerei bezichtigt, die zwar allen Altersstufen, jedoch ausschließlich bäuerlichen Schichten angehörten: Hexerei galt im Volk als vererbbar, was sich in den - auch erzwungenen - Verdächtigungen niederschlug. (APA)