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Foto: AP/rubra
Linz - Man sollte auch nach Amerika auswandern. Nach Kanada oder ins sonnige Kalifornien. Unsere Exportboys sind dort wirtschaftlich, politisch und musikalisch so was von erfolgreich und sunny, dass einem trüben Österreich-Hinterbliebenen nur der blasse Neid bleiben kann.

Wenn einer dieser Fleisch gewordenen Aufstiegsträume die kleine alte Heimat beehrt, sind also Bewunderung, gutes Wetter und große Erwartungen fix vorgebucht. Ein Erfolg, der wohl nicht nur auf unseren fünf banalen Sinnen allein beruhen kann. Nein, dazu bedarf es schon mehr! Peter Wolf, hollywooderprobt, offenbarte uns zum 25-jährigen Jubiläum des Linzer Massenspektakels sein Geheimnis: in der siebensätzigen Sinfonie sense-ation addierte er zum Sehen, Hören, Tasten, Schmecken und Riechen überraschenderweise noch Intuition und Imagination als wichtige Bestandteile des Lebens.

Er tat dies mit dem Selbstbewusstsein eines legitimen Nachfolgers von Richard Strauss und Gustav Mahler, mit seinem untrüglichen Instinkt für Effekte, mit seinem aus dem vollen Fundus schöpfenden Arrangeursgeschick, mit dem Brucknerorchester und einer Band samt Sängern und Girls, und mit einem Familienunternehmen: Frau Michelle interpretierte die Songs, Sohn Alexander bearbeitete die Keybords, und Tochter Angelina durfte als Enkelin des sympathischen Großvaters Karl Merkatz tief schürfende Fragen nach Gott und der Liebe stellen.

84 Minuten lang vorproduzierte Happyness, Rhythmik, Sentiment und naiv zweifelnde Welterklärung, von Malibus Goldstränden transferiert an die blaue Donau, kongenial visualisiert von Christian Weißkircher: Am gegenüberliegenden Donauufer und an Deck des riesigen Schiffes "drei gebrüder" entfaltete sich mittels Scheinwerfern, Wasserwand, Laser, Fontänen ein Disco-Design, das tatsächlich den großen Raum einigermaßen zu nützen verstand. Nicht zu vergessen die Feuerwerke, die perfekt mit dem brillanten Sound verschmolzen.

Die Sponsoren samt Anhang trampelten sich auf ihrer Tribüne die Füße wund. Hoffentlich ein Vorzeichen anhaltender Spendierfreudigkeit, damit der öffentlichen Hand künftig mehr Spielräume für Kunsträume bleiben. (Reinhard Kannonier/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6. 9. 2004)