Athen - Weit weniger Touristen kamen heuer nach Griechenland als erwartet. Basierend auf der Zahl der Ankünfte an Griechenlands Flughäfen im ersten Halbjahr, schätzte die Association of Greek Tourist Enterprises (SETE) ein Minus von acht Prozent für 2004. Dies würde einen Verlust von 20.000 Jobs und 800 Millionen Euro bedeuten, und das griechische Bruttoinlandsprodukt um 0,7 Prozent senken, so SETE.

Schuld daran sei eine Kombination von Faktoren, erklärt Rok Klancnik, Leiter der Presse- und Kommunikationsabteilung der Welttourismusorganisation (WTO).

Zehnfache Preise

Die schwache Wirtschaftslage in Europa und Spekulationen in der Presse, dass die Gebäude nicht fertig würden und dass Griechenland nicht in der Lage sei, die Spiele sicher zu machen, hätten Touristen abgeschreckt. Außerdem stiegen die Preise in Athener Hotels teilweise um das Zehnfache, erst ab Juli füllten sich die Betten, weil die Preise gesenkt wurden. Zudem hätte der Rückgang verhindert werden können, wenn man den Tourismus in Zusammenhang mit den Spielen besser vermarktet hätte, sagte Dimitris Avramopoulus, Griechenlands neuer Tourismusminister, dem STANDARD. Das Ministerium wurde erst nach Antritt der Regierung Premierministers Kostas Karamanlis im März gegründet.

Konkurrenz wuchs

Gleichzeitig verbuchte die Türkei einen Zuwachs von knapp 45 Prozent in diesem Jahr, und auch die Konkurrenz - wie Kroatien, Malta und Ägypten, besonders bei Charterreisen - steigt stetig, weil sie bei gleicher oder sogar besserer Qualität billiger ist. Dank des Werbeeffekts der Olympischen Spiele rechnet die WTO 2005 wieder mit starken Zuwächsen im griechischen Tourismus.

Die griechische Regierung hat den Tourismus für das kommende Jahr zur Priorität erklärt. Immerhin macht dieser 18 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus und beschäftigt rund 15 Prozent der Arbeitnehmer. Ab Oktober wird eine neue Werbekampagne gestartet, in die allein im ersten Jahr 34 Mio. Euro investiert wird, so Avramopoulus. "Wir wollen die internationale Aufmerksamkeit im Rahmen der Olympischen Spielen und des Siegs der Fußballeuropameisterschaft nutzen."

Kultur und Sport

Griechenland will in Zukunft mehr als Sonne, Strand und Meer bieten und verstärkt auf Kultur, Sport und internationale Konferenzen setzen. Dafür könnten die neuen Stadien genutzt werden. Außerdem sollen die Qualität der oft veralteten Hotels und die Infrastruktur verbessert werden und steuerliche Anreize Investitionen fördern, so der Minister, der keine Details geben wollte.

Anreize könnten in Form von günstigen Krediten, Mitfinanzierungen und der Absetzbarkeit von Investitionen geschehen, ergänzte Jürgen Schreder, Österreichs Handelsdelegierter in Athen. Bis 2025 soll es einen 50-prozentigen Anstieg im Tourismus der Mittelmeerregion geben, schätzt die WTO. (naha, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6.9.2004)