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Georg Pangl

Foto:APA/Artinger
Mit dem neuen Bundesliga Vorstand sprach Johann Skocek.

Standard: Herr Pangl, Sie hatten einen eher leiwanden Job als UEFA-Direktor, warum begeben Sie sich in die Schlangengrube der österreichischen Fußballbundesliga?
Pangl: Ich habe acht Jahre als Venue-Direktor der UEFA gearbeitet und zwei Jahre als Abteilungsleiter, ich habe unendlich viel gelernt. Aber es wäre jedes Jahr dasselbe gewesen, wie die Bayern den VIP-Klub für ihre eigenen Sponsoren beschneiden, und Ahnliches. Ich habe quer durch Europa Freunde gewonnen, viel Zeit investiert, aber das hier ist eine echt neue Geschichte für mich. Es ist wieder ein Kribbeln in mir, ein positives.

Standard: Der Mehrzahl der Vereine geht's gar nicht gut. Was wollen Sie zuerst machen?
Pangl: Wir müssen die Generalstruktur analysieren, die Liga-Zentrale muss eine perfekte Servicestelle sein, von der Sponsorsuche bis zum Spielbetrieb, und wir müssen unsere Ziele und Probleme genau definieren. Wie können wir aus dem Markt mehr Geld herausholen? Wir hatten gerade eine interessante Sitzung mit unserem Hauptpartner Premiere, da geht was weiter.

Standard: Sie wurden von Präsident Stronach quasi ausgesucht und vom Aufsichtsrat eingesetzt. Fürchten Sie nicht Misstrauen der Klubs, die Stronach kritisch betrachten?
Pangl: Nein, ich habe sehr positives Echo erfahren. Bei den Klubs kennen mich ja alle von meinen 17 Jahren beim ÖFB und wissen, dass ich Praktiker und Pragmatiker bin, der die Nähe zu Fußballern und Funktionären hat und sucht.

Standard: Aber Sie waren ein Organisator, ein Operativer. Ihr jetziger Job erfordert politisches Denken, Mehrheiten erzeugen, Ziele vorgeben, Strategien entwerfen, Eifersüchteleien abwiegeln, Begehrlichkeiten abwehren.
Pangl: Das stimmt, und das empfinde ich als spannend, ich habe das bei der UEFA in Ansätzen schon miterlebt, wenn bei Banketten nach den Spielen die große Fußballpolitik gemacht wird. Ich denke, hier wird mir mein sachlicher, transparenter Arbeitsstil zugute kommen. Ich habe auch sofort nach meiner Wahl die Mehrzahl der Klubpräsidenten angerufen, es war keiner, der mich nicht begrüßt hätte.

Kannten Sie Stronach vorher, hat er Sie deshalb ausgewählt?
Pangl: Überhaupt nicht, ich kannte Stronach nur aus den Medien, seine Firma, seine Leistungen natürlich. Er hat sich für mich Zeit genommen, für ein ausführliches Gespräch, ich habe ihm meine Vorstellungen auseinander gesetzt, wir haben diskutiert.

Standard: Ihre Art der Einsetzung ohne Ausschreibung - eine Hypothek?
Pangl: Überhaupt nicht, der Aufsichtsrat hat das Recht, das zu entscheiden, und man wollte ein Vakuum vermeiden. Ich kenne übrigens auch den Vizepräsidenten Martin Pucher nicht näher, wir haben noch kein Bier miteinander getrunken. Wer von einer burgenländischen Verbindung schwafelt, irrt sich. Ich habe kein Parteibuch, bin bei keinem Netzwerk, für mich zählt immer nur der Mensch. Ich habe nicht den politischen Background eines Peter Westenthaler, aber ich denke, dass ich dort hinkomme und zu den Leuten, wo ich hinkommen will.

Standard: Im internationalen Fußball dominiert immer mehr das Kapital, siehe Chelsea und seinen russischen Paten Abramowitsch. Finden Sie das gut oder schlecht?
Pangl: Sogar große Vereine wie Arsenal, Manchester United oder Barcelona müssen auf Eigenbauspieler zurückgreifen, damit sie mit Chelsea mitkommen. Aber dann sieht man, dass noch so viel Geld nicht einmal das Champions-League-Finale garantieren kann. In Österreich hoffe ich sehr auf den Österreicher-Topf, der den Einsatz von heimischen Fußballern, vor allem Jungen, belohnt. Dort sind 5,5 Millionen Euro zum Verteilen drinnen und er kommt ab dem zweiten Quartal der Meisterschaft zum Tragen, der ÖFB macht jetzt mit, schließlich hat er ja auch was davon. Das ist ein gemeinsamer Strang, an den sollten alle Hand anlegen. (DER STANDARD Printausgabe 06.09.2004)