Rom - Bei Alitalia schlägt die Stunde der Wahrheit. Der Geschäftsführer der krisengeschüttelten Airline, Giancarlo Cimoli, legt am Montag die Karten offen und wird den Gewerkschaften die genaue Zahl der Stellen bekannt geben, die zur Rettung der Fluggesellschaft geopfert werden müssen. In den vergangenen Tagen hatten die Gewerkschaften und die italienischen Medien über die Möglichkeit spekuliert, dass ein Drittel der rund 21.000 Arbeitsplätze bei Alitalia dem Sanierungsprozess gekürzt werden könnten.

Bisher hat Cimoli noch keine genauen Angaben über die Zahl der Stellen bekannt gegeben, die zur Rettung der Fluggesellschaft notwendig sind. "Wir warten, dass uns Cimoli seinen Plan vorlegt, doch die Prämissen für eine konstruktive Verhandlung über die Zukunft der Fluggesellschaft sind nicht vorhanden", so der Chef des stärksten Gewerkschaftsverbands im Land, der "roten" CGIL, Guglielmo Epifani.

Beschleunigter Bankrott

Die Gewerkschaften riefen die Regierung Berlusconi auf, klar zu sagen, ob sie noch die Alitalia retten wolle. "Wir wollen wissen, ob die Regierung noch Interesse hat, Alitalia eine Zukunft zu garantieren", betonte Epifani. Er beschuldigte die Regierung, den Bankrott der Alitalia beschleunigen zu wollen, um freie Hand bei der Personalkündigung zu haben.

Epifani kritisierte EU-Verkehrskommissarin Loyola De Palacio, die am Donnerstag die Gewerkschaften zu Verantwortungsbewusstsein aufgerufen hatte. Ihrer Ansicht nach seien Postenkürzungen bei Alitalia unvermeidbar. "Die Gewerkschaften haben keine Schuld an den Problemen der Alitalia. Wir wollen die Fluggesellschaft und ihre Arbeitsplätze retten", sagte der Gewerkschaftschef.

Die italienische Regierung überprüft inzwischen Sozialmaßnahmen für die Alitalia-Mitarbeiter, deren Stellen im Rahmen einer tief greifenden Rationalisierung gestrichen werden könnten. Die Experten der Regierung dementierten aber Gerüchte, wonach dem Alitalia-Personal Stellen in der öffentlichen Verwaltung angeboten werden könnten. (APA)