Bild nicht mehr verfügbar.

Am Donnerstagnachmittag haben die Terroristen insgesamt 26 Frauen und Kinder freigelassen.

Foto: AP
Eine kleine positive Nachricht gab es am Donnerstagnachmittag im Geiseldrama in einer Schule der nordossetischen Stadt Beslan: Nach Angaben des Krisenstabs ließen die Terroristen zehn Frauen mit Babys frei.

Dessen ungeachtet befanden sich weiter Hunderte Kinder, Eltern und Lehrer in der Gewalt der Geiselnehmer. Nach verwirrenden Angaben über die Zahl der Geiseln teilte das nordossetische Innenministerium am Donnerstagvormittag mit, dass 354 Personen gefangen gehalten würden, unter ihnen 132 Kinder. Die Zahl der Terroristen liegt Augenzeugenberichten zufolge nicht über 20, unter ihnen befinden sich zwei Frauen mit Sprengstoffgürteln.

Erklärung Putins

Der Krisenstab in Nordossetien versicherte den Angehörigen der Geiseln, dass man diesmal im Unterschied zum Moskauer Geiseldrama vom Oktober 2002 nicht stürmen werde. "Wir haben keine Alternative zu friedlichen Verhandlungen", sagte der Nordossetien-Chef des russischen Geheimdienstes FSB, Waleri Andrejew, zur Internetzeitung Gaseta.ru. Angeblich hatten die Verwandten der Geiseln einen schriftlichen und einen Videoappell an Präsident Wladimir Putin in Vorbereitung. Putin selbst erklärte, dass "die Hauptaufgabe natürlich darin bestehe, in der jetzigen Situation das Leben und die Gesundheit der Geiseln zu retten. Alle Aktionen unterliegen ausschließlich der Lösung dieser Aufgabe."

Am Donnerstagnachmittag verlautete aus dem Krisenstab, dass der Kontakt mit den Terroristen intensiviert werden solle. Bis zum Abend wurde niemand in die Schule zugelassen. Meldungen, wonach Kinder und der Schuldirektor die Erlaubnis zu Telefonaten erhielten und den Zustand als "erträglich" bezeichneten, wurden von der nordossetischen Regierung nicht bestätigt. Man suche derzeit eine "gemeinsame Ebene" mit den Geiselnehmern zu finden, sagte ein FSB-Beamter. "Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben wir keine Angaben, was konkret gefordert wird. Aber es ist sehr wichtig, dass wir bis zum Ende des Tages eine wesentliche Intensivierung der Kontakte prognostizieren".

Der nordossetische Präsident Alexander Dsasochow kündigte an, dass zum Verhandlungsstab nicht näher genannte "bedeutende Figuren" hinzugezogen würden. Laut Agentur Reuters hat der FSB einen iranischen Journalisten in die Verhandlungen miteingebunden. Die Terroristen ihrerseits erklärten, dass sie zu einem Kontakt mit dem russischen Präsidentenberater des Aslanbek Aslachanow bereit seien. Aslachanow gilt als Autorität in Tschetschenien, wurde jedoch von Moskau im Vorjahr nicht zur Präsidentschaftswahl zugelassen.

Als Verhandlungspartner hatten die Terroristen schon am Vortag Inguschetiens Präsidenten, Murat Sjasikow, den Präsidenten Nordossetiens, Alexander Dsasochow, und den Arzt Leonid Roschal genannt. Roschal nahm die Gespräche via Telefon in der Nacht auf Donnerstag auf, konnte zunächst aber nichts erreichen. Nach wie vor unbestätigten Berichten zufolge forderten die Terroristen den Abzug der russischen Truppen aus Tschetschenien und die Freilassung tschetschenischer Kämpfer, die im Juni in Inguschetien festgenommen wurden.

Im Unterschied zur Geiselnahme vor zwei Jahren im Moskauer Theater Nordost agieren die Geiselnehmer offenbar vorsichtiger: So nannten sie den Namen ihres Anführers nicht und ließen nicht einmal die gewünschten Verhandler in die Schule. Die Gespräche laufen über Telefon.

Bei den Schießereien zu Beginn der Geiselnahme sind nach letzten Regierungsangaben sieben Menschen getötet worden. Augenzeugen berichteten, dass während der Nacht immer wieder Schüsse aus Maschinenpistolen vom abgesperrten Schulgelände zu hören gewesen seien. Auch am Donnerstagnachmittag soll es Schüsse gegeben haben. Die Geiselnehmer werden eindeutig in Verbindung mit dem tschetschenischen Warlord Schamil Bassajew gebracht.

Der UN-Sicherheitsrat in New York forderte unterdessen auf Antrag Russlands die sofortige und bedingungslose Freilassung der Geiseln. Ferner wurden alle Staaten aufgefordert, Russland bei der Verfolgung und Bestrafung der Täter zu unterstützen.