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Lehrmeister und Lehrbub: Teamchef Hans Krankl unterrichtet Didi Kühbauer (li).

Foto: APA/ Jaeger
Wien - Es war noch Mittwoch und der Samstag drei Tage fern, was Teamchef Hans Krankl aber nicht davon abhielt, Folgendes mitzuteilen: "Ich habe die Aufstellung im Kopf." Freilich tat er seine Gedanken nicht kund, er grinste deshalb leicht hämisch, das gehört zum Spiel vorm Spiel. Abgesehen davon werden nicht zuletzt die Engländer diese Geheimniskrämerei verkraften (ignorieren), denn laut Krankl "beschäftigen sich die eh nicht mit uns. Die sind nur an sich selbst interessiert."

Donnerstag kurz vor 18 Uhr, landet das englische Team in Wien, es wird bis zum Montag bleiben, ehe es nach Warschau weiterzieht, um am 8. September an Polen desinteressiert zu sein. Österreich beschäftigt sich an diesem Tag daheim mit Aserbaidschan.

Ein Blick in Krankls Hirn

Gestern gab es nur eine Trainingseinheit, auf großartige Bewegungen wurde dabei verzichtet, Krankl besprach die Taktik. Die Spieler hatten sich formiert, es herrschte also kein Kuddelmuddel, da steckte gewiss eine Idee dahinter. Insofern kann ein Blick in Krankls Hirn durchaus gewagt werden: Die Viererkette dürfte von Standfest, Stranzl, Hiden und Pogatetz gebildet werden, das Mittelfeld von Sick, Kühbauer, Aufhauser und Ivanschitz. Es ist nicht auszuschließen, dass zwei gelernte Angreifer stürmen (Glieder und Haas?), einer alleine, etwa Kollmann beim 1:3 gegen Deutschland, droht nämlich zu vereinsamen. Das Tor muss auch bewacht sein, von Manninger oder Schranz, der eher regeneriert als trainiert, seine Blutwerte sind kaum berauschend. Teamarzt Alexander Weissenbäck entwarnte insofern, "als das bis zum Samstag kein Problem ist". Schranz, Stammkeeper des GAK, war lange verletzt, der harte Aufbau rächt sich halt ein bisserl.

Plauschen mit Didi

Zum Mittagsplausch erschien diesmal Didi Kühbauer, er sprach sich, seinen Kollegen und der Nation Mut zu: "Im Fußball ist das Unmögliche möglich. Auch wenn es fad wird, ich verweise auf Griechenland. Die Engländer san net überirdisch und wir net unterirdisch. Der Marktwert kickt nicht." Vor David Beckham werde er, Kühbauer, nicht in die Knie gehen. "Denn dann wäre ich ein Trottel. Er ist Popstar und sicher ein guter Fußballer, aber mir ist er egal. Wobei ich ihm auch sehr wurscht sein dürfte."

Die nächsten Tage werden zum Beispiel mit Videostudien (Tore für England, Tore gegen England, Flanken von Beckham) angefüllt, wobei Krankl einschränkt: "Dass ein Gerrard hervorragend schießt, weiß jedes Kleinkind." Im Training soll das Gelingen von Standards gefördert werden, an der Spritzigkeit wird gearbeitet, Blei in den Beinen wäre am Samstag ab 20:30 Uhr ganz schlecht.

Der Topf wächst

Und in ein paar Jahren ist ohnehin alles ein Honiglecken. Mattersburg-Obmann Martin Pucher schaute in seiner Funktion als Vizepräsident der Bundesliga im Quartier vorbei, teilte mit, dass der so genannte Österreicher-Topf 5,5 Millionen Euro beinhaltet. Vereine, die heimische Talente einsetzen (oder acht am Spielbericht stehen haben, in drei Jahren elf), werden belohnt. Der ÖFB steuert eine Million bei, um das Thema Abschlagszahlungen für Teamspieler ad acta zu legen. Wobei die Engländer auch das nicht wirklich interessiert. Fortsetzung heute. (DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 2. September 2004, Christian Hackl)