New York - Überraschend schwache US-Konjunkturdaten haben am Dienstag Zweifel an der Nachhaltigkeit des Aufschwungs der weltgrößten Volkswirtschaft genährt. Der hohe Ölpreis und Arbeitsplatzsorgen trübten im August die Stimmung der Verbraucher, deren Ausgaben rund zwei Drittel der Wirtschaftsleistung ausmachen.

Enttäuschung über Indikatoren

Auch die Erholung der Industrie verlor im Sommer vor allem wegen der gestiegenen Energiekosten wieder etwas an Fahrt. Die Enttäuschung der Anleger über die vorgelegten Konjunkturindikatoren zog die US-Aktienmärkte ins Minus, der Dollar gab deutlich nach. Volkswirte und Börsianer blicken nun gespannt auf den für Freitag erwarteten Arbeitsmarktbericht. Sollte auch dieser überraschend schwach ausfallen, dürften die Kurse weiter absacken und die Fed Analysten zufolge von einer erneuten Zinserhöhung im September abhalten. Der Beschäftigungssituation kommt im US-Wahljahr zudem eine hohe politische Bedeutung zu.

Der Index des US-Verbrauchervertrauens sank nach Angaben des Forschungsinstituts Conference Board auf 98,2 (Vormonat 105,7) Punkte und damit deutlich stärker als von Analysten mit 103,5 Zählern erwartet. Dies war der erste Rückgang seit fünf Monaten. "Die Wirtschaft bricht nicht zusammen, aber das Wachstum hat sich so stark verlangsamt, dass die Leute es allmählich spüren", sagte Drew Matus von Lehman Brothers in New York.

Einkaufsmanager-Index fiel

Auch der viel beachtete Index zur Lage der Industrie im Großraum Chicago dämpfte den Optimismus an den Börsen. Der von der Chicagoer Einkaufsmanager-Vereinigung ermittelte Indikator fiel auf 57,3 von 64,7 Punkten im Juli. Von Reuters befragte Volkswirte hatten im Schnitt einen geringeren Rückgang auf 60,8 Punkte erwartet. Mit einem Wert über 50 Punkten signalisiert der Index aber weiter ein Geschäftswachstum in der Industrie der Region.

Analysten zufolge hinterlassen die hohen Energiepreise zunehmend ihre Spuren in der Industrie. Der Ölpreis ist in den vergangenen Wochen rasant gestiegen und hat beinahe täglich neue Rekordstände erreicht. Allerdings habe das Chicagoer Konjunkturbarometer, das als wichtiger Vorlaufindikator für den am Mittwoch erwarteten landesweiten Einkaufsmanagerindex gilt, im Juli auch historische Höchststände erreicht, so dass ein Rückgang zu erwarten gewesen sei, sagte Alan Gayle von Trusco Capital Management.

Weitere zinserhöhung unwahrscheinlich

Sollte am Freitag auch der Stellenzuwachs hinter den erwarteten 150.000 neuen Arbeitsplätzen zurückbleiben, werden weitere Zinserhöhungen in den USA Händlern zufolge zunächst unwahrscheinlicher. Die US-Notenbank (Fed) hat in diesem Jahr wegen des starken Wirtschaftsaufschwungs und der anziehenden Inflation den Leitzins bereits zwei Mal um insgesamt 50 Basispunkte auf nunmehr 1,5 Prozent angehoben. Bis zum Jahresende wird an den Märkten derzeit ein Zinsniveau von zwei Prozent erwartet. (APA/Reuters)