Die Mode, die aus der Kälte kam: Diesel unternimmt mit seiner heurigen Herbst / Winterkollektion eine Expedition jenseits des Polarkreises, dorthin, wo die Jeans zerrissen und die Farben so eisig sind, dass man noch einmal Glück gehabt hat, wenn man mit einem Schüttelfrost unter den (jahrelang getragenen) Kleidern davonkommt. "Der Bär beißt zurück", schreibt Diesel programmatisch, aber vielleicht ist es auch einfach nur Diesels Ironie, die hier zum Zug kommt. Sie begleitet uns bei diesem Label ja auf Schritt und Tritt.

Foto: Diesel

Unter der Comics-Oberfläche des neuen Logbuchs findet man nämlich eine konsequent weiterentwickelte Diesel-Optik, die den Vintage-Look in die nächste Saison rettet - allerdings nicht, ohne einige Nähte, Taschen oder Knöpfe mehr an die Jeans anzubringen, das Norwegermuster mit dem bereits bestens eingeführten Army-Look zu versöhnen und selbst die Wollpullover ausfransen zu lassen. Kleidung für "The Day After Tomorrow"? Weit gefehlt: Die Mannen von Diesel haben nur wieder einmal ganz genau hingeschaut, was die (Berufs-)Jugendlichen bereits jetzt tragen. Und es als Zitat des Zitats einfließen lassen.

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Auch die neue Kollektion zeigt: Identität ist beim Modeunternehmen aus dem italienischen Molvena eine Sache, die am besten im modischen Kollektiv herstellbar ist. Nur so zieht die Vintage-Masche als Revoluzzer-Look, ohne dass man irgendetwas allzu wörtlich nehmen müsste.

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Die Suche nach so etwas wie Natur ("The Revenge of the Tundra" heißt ein Teil der Kollenktion, "From Valhalla to Inferno" die gesamte Kollektion) ist dabei nur konsequent: Die Aneignung des verlorenen Paradieses ist für Großstadtkinder zwar keine ganz taufrische, aber eine immer wieder funktionierende ironischen Volte. Eine, die durchaus eine ganze Saison trägt. Man versteht, was damit gemeint ist; freut sich am Herrn mit den Boots, der Lederjacke und dem knappen Lendenschutz; und zwinkert belustigt zurück. (DERSTANDARD/rondo/hil/27/08/04)

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