Foto: KHM
Wien - Nach jahrelanger Reinigung und Konservierung schlossen die vier Restauratoren des KHM die Generalüberholung der wertvollen Stoffkunstwerke "Szenen aus dem Buch Tobias" ab. Zu sehen sind die acht Tapisserien aus Brüssel, die die Geschichte des Tobias zeigen.

"Endlich können wir nach Jahrzehnten wieder eine Ausstellung mit Tapisserien aus unserem Bestand machen", zeigte sich Museumskirektor Seipel erfreut. Denn einerseits wäre es aus räumlichen Gründen schwierig, die großformatigen Kunstwerke öfters zu zeigen. Zudem sei die Nachfrage erst in den letzten Jahren gestiegen. International könne sich die Wiener Sammlung mit ihren 800 Stück jedenfalls zu den drei größten der Welt zählen. "Reicher bestückt ist nur mehr Madrid und Paris", so Seipel.

Nach Zusammenbruch der Monarchie eingegliedert

Die Tapisseriensammlung wurde nach dem Zusammenbruch der Monarchie an die Kunstkammer angegliedert. Der Öffentlichkeit bekannt ist die Sammlung immer noch kaum, denn die fragilen Kunstwerke aus Wolle und Seide sind meistens wohl verpackt und deponiert. Das waren sie von jeher die längste Zeit, denn für die dauerhafte Präsentation waren die monumentalen Stoffe nie vorgesehen. Klimaschwankungen, Staub, Mottenfraß, Lichteinwirkung und der durch das Eigengewicht ausgeübte Zug wirken sich nachteilig auf die Wandbehänge aus.

Der Ruhm der Brüsseler Tapisserien breitete sich im 16. Jahrhundert über sämtliche europäischen Adelshäuser aus. Dargestellt wurden auf den Stoffen Themen aus dem biblischen und höfischen Bereich sowie der antiken Mythologie und Geschichte. Besonders die Tobias-Thematik war in der flämischen Tapisseriewirkerei sehr beliebt. So dienten etwa Darstellungen der Hochzeit von Tobias mit Sara als beliebtes fürstliches Hochzeitsgeschenk. Auf der Wiener Serie ist die Geschichte des Tobias zu sehen, der in Begleitung des Erzengels Rafael auszieht, um für seinen erblindeten Vater Schulden einzutreiben. Auf seiner Reise gewinnt er das Herz der jungen Sara und kann schließlich den Vater von seiner Blindheit heilen.

Die Entwürfe der aus dem Nachlass von Kaiser Franz I. Stephan stammenden Wiener Tobias-Serie werden dem Umkreis des Barent van Orley (ca. 1488 - 1541) zugeordnet. (APA)