"Wir erwarten heuer Spitzenqualität." Donna Rallo, Marketingmanagerin der sizilianischen Weingruppe Donnafugato gibt sich nach der ersten Weinernte optimistisch. Sie hat auch allen Grund dazu. Obwohl die "Nachtlese" wegen 40 Prozente mehr Regenfällen heuer auf Mitte August verschoben wurde, wird das Jahr 2004 als Spitzenjahr in die Chronik eingehen. Zumindest was die in der Nachtlese geernteten Chardonnay-Reben betrifft.

Ähnlich positive Qualitäts-Urteile für die Weinernte 2004 werden von Franciacorta und den Colle-Winzern in Norditalien bestätigt. In der Krise befinden sich hingegen "Weinklassiker" wie etwa die toskanische Region Chianti. Selbst der Weintourismus hat hier in dieser Saison nachgelassen. Italiens Weinbranche befindet sich in einer allgemein kritischen Situation. Daran ist sowohl die Überproduktion als auch die Preisexplosion Schuld.

Die Exporte sanken im Vorjahr um mengenmäßig 17 Prozent und wertmäßig 4 Prozent auf 2,8 Mrd. Euro. Damit bleibt der Wein jedoch weiterhin der wichtigste Aktivposten in der italienischen Agrar-Nahrungsmittelbilanz.

Die durchschnittliche Weinernte belief sich in den letzten fünf Jahren auf 54 Millionen Hektar. Nun erwarten Weinkenner 2004 eine Ernte von bis zu 50 Millionen Hektar. Der Pro-Kopf-Weinverbrauch hat sich seit den neunziger Jahren hier um rund um zehn Prozent auf 58 Liter verringert. Der Trend geht zu Qualität und nicht zur Quantität. Diesem Trend scheint sich die heurige Weinernte anzupassen. "Das Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen", bestätigte Weinhändler Francesco Sorrentino die wachsenden Absatzschwierigkeiten italienischer Weine. Große Zukunft sagt er jedoch generell den sizilianischen Weinen voraus. "Im sonnenbegünstigten Sizilien steckt derzeit noch ein großes Wachstumspotenzial. In den süditalienischen Weinregionen wird derzeit auch kräftig investiert."

Sizilien ist Italiens zweitgrößte Weinregion. Aber erst 25 Winzer stellen hier Qualitätsweine her. Dazu zählen bekannte Namen wie Planeta, Corva und Donnafugata, Letztere konnten bisher mit einem jährlichen Umsatzwachstum von zwanzig Prozent der allgemeinen Krise trotzen. "Wir haben die Preislisten allerdings seit vier Jahren nicht korrigiert", heißt es. (Thesy Kness-Bastaroli aus Palermo, Der Standard, Printausgabe, 30.08.2004)