Das Linzer Trio Valina wird fußlahmen Besuchern beim Gürtel Nightwalk im B 72 die Wadeln richten.

Foto: Trost

Wenn man sich an jeder Station des heurigen Gürtel Nightwalks ein geistiges Getränk auf die Freuden des Daseins gönnt, könnte selbiges tags darauf einem Jammertal gleichen.

Immerhin umfasst der siebte Nightwalk mittlerweile elf Stationen, ja wird heuer bis zum Urban-Loritz-Platz erweitert. Dort, bei der Hauptbücherei, wird diese lange Samstagnacht mit einem Picknick und darauf folgender Livemusik von Dorit Chrysler und der Band Le Charmant Rouge auch eröffnet.

Der Nightwalk wurde ins Leben gerufen, um auf die sich Ende der 90er am Gürtel etablierende Kultur-, Beisl- und Clubszene aufmerksam zu machen. Bevor 1995 das Chelsea als erstes dieser spezifischen Lokale zwischen den beiden dreispurigen Straßen eröffnet hat, bekreuzigten sich ehrbare Bürger ja bei Erwähnung dieser Adresse. Galt der Gürtel doch in erster Linie als Schande, für die das dort (noch immer auch) angesiedelte Rotlichtmilieu verantwortlich gemacht wurde.

Heute frequentieren längst jeden Abend Hundertschaften die zumeist anders als rot ausgeleuchteten Gürtel-Clubs, die damit aus dem Kulturangebot der Hauptstadt nicht mehr wegzudenken sind.

Dementsprechend potenziert sich während des Nightwalks traditionell die Besucherzahl. Neben Lesungen (im Café Carina sowie dem Café Concerto) und einem Freiluftkino (bei der St. Balbach Artproduktion) dominieren Live- und DJ-Musik das Angebot des Abends.

Im B 72 präsentieren die Linzer Valina ihren energetischen, vom US-Hardcore beeinflussten Rock, während im Chelsea das Duo Red River Two Americana-Fantasien mit Liedgut von Johnny Cash bis zu Dave Alvin befriedigt. Im Mezzanin präsentieren Dubble Standart ihr neues Album und im Rhiz wird Gerhard Potuznik im Verein mit verdienten Brutzlern und Rockern - Ramon Bauer und Hans Platzgumer - sein Bandprojekt GD Luxxe hochfahren.

Alle Veranstaltungen sind gratis! Man merkt bereits: Der Ausblick in das eingangs erwähnte Jammertal scheint angesichts der gebotenen Freuden nicht ganz unrealistisch. Aber was soll's? Wohl sein! (flu / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.8.2004)