Prag - Die Spitzenmanager aller an der Prager Börse notierten Unternehmen müssen bereits in den Jahresberichten für das Jahr 2004 ihre Gehälter veröffentlichen. Von dieser Gesetzesnovelle, die am 1. Mai 2004 in Kraft getreten ist, sind laut einem Bericht der Tageszeitung "Mlada fronta Dnes" vom Donnerstag rund 170 Unternehmen betroffen. Betroffen wäre demnach auch Erste-Bank-Chef Andreas Treichl, weil die Erste Bank in Prag notiert - nicht aber das Management der tschechischen Erste-Tochter Ceska sporitelna.

Enron-Skandal als Anlass

Ziel dieser Neuregelung sei es, die Manager daran zu hindern, sich überhöhte Gehälter auszahlen zu lassen, auch wenn die Unternehmen rote Zahlen schreiben. Ein Anlass der Gesetzesänderung sei auch der amerikanische Enron-Skandal gewesen, so die Zeitung. Bisher mussten die Managergehälter nur als Gesamtbetrag veröffentlicht werden. Nun muss jedes einzelne Mitglied des Vorstandes und des Aufsichtsrates den Offenbarungseid leisten. Veröffentlicht werden müssen auch Sachbezüge.

Die neue Regelung bedeutet, dass auch die Führungsriege der an der Prager Börse notierten Erste Bank ihre Bezüge erstmals detailliert veröffentlichen muss. Die Erste Bank hat nach eigenen Angaben bereits im Jahresbericht 2002 die Summe der Vorstandsgehälter veröffentlicht und ist damit der Empfehlung des Corporate-Governance-Kodex gefolgt. Sobald nun aber ein Unternehmen damit beginne, die Gehälter der einzelnen Manager zu veröffentlichen, werde auch den anderen Unternehmen am Markt kaum etwas anderes übrig bleiben, meinte Erste-Sprecherin Hana Cygonkova am Donnerstag zur APA.

Geldstrafen bei Nichtbefolgung

Das neue tschechische Gesetz sieht für den Fall der Nichtbefolgung auch Geldstrafen seitens der staatlichen Wertpapierkommission vor. Noch unangenehmer wären nach Ansicht von Analysten aber mögliche Klagen von Minderheitsaktionären.

Die Begeisterung der tschechischen Manager über die Veröffentlichungspflicht hält sich erwartungsgemäß in Grenzen. Man spricht von einem "Angriff auf die Privatsphäre" und fürchtet die Reaktion der "Neidgesellschaft". Skeptisch zeigte sich etwa auch der Chef des tschechischen Energiekonzerns CEZ, Martin Roman: "Ich bin damit nicht einverstanden. Ich denke, dass die tschechische Gesellschaft auf die Veröffentlichung der genauen Gehälter noch nicht vorbereitet ist." (APA)