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Wien - Mit einem Radikalschnitt will sich die neue Führung des Technologiekonzerns VA Tech Luft verschaffen und so die Weichen für nachhaltig positive Ergebnisse stellen. Drei Transformatorenstandorte sollen geschlossen, die Wassertechnik durch Abverkauf auf einen gewinnträchtigen Kern verkleinert werden, gab Konzernchef Klaus Sernetz bei der Präsentation der Halbjahreszahlen am Donnerstag bekannt.

In Summe werden von den derzeit rund 17.000 VA-Tech-Mitarbeitern durch Schließung und Abverkauf von Unternehmenseinheiten bis Ende nächsten Jahres nur mehr etwas mehr als 16.000 weltweit übrig bleiben; das heißt, jeder zehnte Mitarbeiter muss gehen. Österreich sei davon aber nur marginal betroffen, sagte Sernetz - "etwa 50 Leute in der Wassertechnik".

Sorgenkinder

Den schärfsten Einschnitt gibt es in dem Geschäftsfeld Energieübertragung und -verteilung (T & D). Drei von neun Transformatorenwerken in der Gruppe seien schwer defizitär und sollen geschlossen werden. Dem Vernehmen nach handelt es sich dabei um Standorte in Frankreich, Schottland und Kanada. Die dabei entstehenden Kosten bezifferte Sernetz mit 65 bis 70 Mio. Euro. "Um genau diese Summe werden wir heuer negativ abschließen."

Diesem verschärften Sanierungskurs muss der Aufsichtsrat noch zustimmen. "Wir haben die Probleme genau analysiert und wissen, was wir bereinigen müssen", sagte Sernetz. Der für diesen Bereich bisher verantwortliche Klaus Brenner war offenbar anderer Ansicht. Er scheidet Ende August aus. Als Grund werden Auffassungsunterschiede über das Ausmaß der notwendigen Sanierungsmaßnahmen bei T & D genannt. Seine Agenden übernimmt mit 1. September Christian Habegger, der seinen Zuständigkeitsbereich (Energieerzeugung) somit verbreitert.

Sanierungsprogramm

Bereits in Umsetzung ist das Sanierungsprogramm für die seit Jahren defizitäre Wassertechnik. Es kostet 25 Mio. Euro und soll bis Jahresende abgeschlossen sein. Die Gesellschaften in Deutschland und Frankreich werden verkauft, betroffen sind die Wabag-Standorte in Leipzig, Ratingen, Butzbach, Bayreuth und Paris. "2005 wird es keine Baustellen mehr geben", sagte Sernetz. Um den Konzern neu aufstellen zu können, sei eine Kapitalerhöhung noch im Herbst unumgänglich (siehe nebenstehenden Bericht).

Mit seinen Halbjahresergebnissen hat der VA-Tech-Konzern die Erwartungen der Analysten beim Betriebsergebnis (Ebit) leicht übertroffen, der Periodenfehlbetrag ist allerdings etwas größer ausgefallen als prognostiziert. Das Ebit stieg um 88 Prozent auf 43,4 Mio. Euro (siehe Grafik), der Periodenfehlbetrag verbesserte sich um 21 Prozent auf -18,6 Mio. Euro.

Das Grundgerüst des VA-Tech-Konzerns mit den drei Grundpfeilern Metallurgie (Industrieanlagenbau), Energieerzeugung und -übertragung sowie Infrastruktur sei ein "Asset", branchenmäßige Konjunkturschwankungen könnten damit ausgeglichen werden. Eine Bereinigung sei allerdings bei den mehr als 200 Auslandsgesellschaften notwendig. "In dieser Vielfalt lässt sich der Konzern schwer steuern", sagte Sernetz. (stro, Der Standard, Printausgabe, 27.08.2004)