Frankfurt/Zürich - Die Schweizer Börse (SWX) hat sich gegen Fusionsgespräche mit der Deutschen Börse entschieden. Damit erlitt der deutsche Marktführer einen weiteren Rückschlag bei seinen Bemühungen, durch Übernahmen in Europa zu wachsen.

Der Verwaltungsrat habe beschlossen, auf Vorschläge der Deutschen Börse AG zur Integration der SWX nicht einzugehen und für Kooperationsgespräche weiterhin offen zu bleiben, teilte die SWX mit. Ein Verkauf der SWX, die Übernahme oder vollständige Integration in eine andere Börse sei zurzeit ausgeschlossen.

Weitere Zusammenarbeit

Die Deutsche Börse will nun auf diesem Weg fortschreiten. Aufbauend auf den beiden Gemeinschaftsunternehmen, der Terminbörse Eurex und dem Indexanbieter Stoxx, gebe es vielfältige Möglichkeiten zur weiteren Zusammenarbeit, erklärte der Frankfurter Börsenbetreiber. Die Schweizer und die Deutsche Börsen betreiben seit langem gemeinsam die weltgrößte Derivatebörse Eurex. Dabei ist der Frankfurter Marktbetreiber der Seniorpartner, dem derzeit 80 Prozent und vom Jahr 2005 an 85 Prozent der Gewinne zustehen. Der Indexanbieter Stoxx ist ein Gemeinschaftsunternehmen der beiden Börsen sowie des US-Medienkonzerns Dow Jones.

Rückschlag

Die erneute Absage eines möglichen Fusionspartners - nach der missglückten Fusion mit den Londonern im Jahr 2000 - ist ein herber Rückschlag für die Bestrebungen der Deutschen Börse und ihres Vorstandschefs, des Schweizers Werner Seifert, eine führende Rolle bei der Konsolidierung im europäischen Börsensektor einzunehmen. Analysten hatten den Kaufpreis für die SWX auf rund 400 Millionen Euro taxiert. Die Deutsche Börse hat derzeit einen Marktwert von 4,5 Mrd. Euro.

Einwände gegen eine Fusion hatte es zuletzt in der Schweizer Finanzbranche vor allem aus Angst um das Bankgeheimnis gegeben. In der Zwischenzeit hat die Börse Paris gemeinsam mit den Handelsplätzen in Amsterdam, Lissabon und Brüssel die Vierländerbörse Euronext gegründet und strebt weiteres Wachstum an. (Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.8.2004)