Es ist ein Riesentrumm:

Ein Motorrad wie ein Schlachtschiff, gebaut für Wikinger, ihre Götter und ihre Nachfahren - ihre österreichischen Nachfahren. In Europa wird die Honda Rune gar nicht angeboten - Ausnahme Österreich. Honda Austria ist es gelungen, 20 Stück vom amerikanischen Markt abzuzweigen.

foto: werk

Jedes Stück

muss einzeltypisiert werden, die Genehmigungen liegen aber bereits vor. Insgesamt ist die weltweite Produktion auf 1500 Stück limitiert. Die deutschen Fachmedien berichten in der gebotenen Aufregung über die Rune, können sie aber nicht fahren und blicken neidig nach Österreich. Recht so. Wir sind die Honda Rune gefahren.

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Mehr als

zweieinhalb Meter lang, knapp 400 Kilogramm schwer. Sechs Zylinder, 1832 Kubikzentimeter. Der Motor stammt aus der an sich braven Goldwing, wurde für die Rune aber noch einmal angespitzt und leistet 112 PS. Offizielle Angaben zu Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit gibt es keine, die Spitze dürfte aber bei 230 km/h liegen.

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Ein "Bombast-Rocker",

urteilt der deutsche Spiegel und schreibt von einem "zweirädrigen Dämon". Der österreichische Kollege von der Auto Revue, ein hartgesottener Kerl, gesteht nach einem ersten Dreh am Gasgriff: "Mir fehlt die moralische Reife."

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Überwältigend,

wie der Motor aus dem Stand heraus anreißt und Dampf macht. Es bedarf tatsächlich einer gehörigen Portion sittlichen Anstands, keine Schneisen in den Asphalt zu ziehen. Es ist ratsam, vor der ersten Kurve die Fassung wieder zu finden: Ganz leicht geht die Honda Rune nämlich nicht um die Ecke.

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Um gleich einmal eines

klar zu stellen - und das erklärt auch die niedrige Stückzahl: 39.000 Euro. Neununddreißigtausend. Dafür bekäme man auch zwei Golf oder einen Mercedes C-Klasse. Wen es trotzdem drängt: Elf Stück in Österreich sind bereits verkauft, neun noch zu haben, nur mehr eine in Schwarz. Und die Zeit ist knapp: Auch aus dem Ausland liegen bereits Anfragen vor.

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Bei der Rune

geht es weniger um die Technik als um die Optik. Protzig, mächtig. Kindern fällt die Kinnlade runter, wenn sie die Rune sehen. Erwachsenen auch. Wo das Motorrad geparkt ist, bleiben die Leute stehen und staunen.

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Ich wurde

von einer Polizeistreife verfolgt und gestoppt. Nicht wegen Schnellfahrens. Die beiden Herren wollten bloß das Motorrad besichtigen und gaben Kommentare wie "Boah!", "Wahnsinn" oder "Bist du deppert" ab. Eine Ampel später hielt neben mir ein BMW-Fahrer. "Was ist das?", fragte er fassungslos. Ich erläuterte. Die Ampel sprang auf Grün, keiner fuhr weg.

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Hinter uns Stille,

keiner hupte. Alle schauten ergriffen, als ob sie für die Dringlichkeit meiner Auskünfte an den BMW-Fahrer höchstes Verständnis hätten. Als mich der BMW-Fahrer noch eine Ampel später wieder einholte, sagte er nur: "Schluck." Trotz ihrer Masse zieht die Rune beim Start ganz gewaltig weg.

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Der Scheinwerfer

ist eines der markantesten optischen Details der Rune. Er erinnert an Edward Munchs "Der Schrei". Abblendlicht und Fernlicht sind vertikal angeordnet, um ein schmäleres Profil zu erzeugen. Auch von hinten setzt die Rune Akzente: Der schwere, breite Kotflügel zieht sich fast bis zur Straße runter, die Schlussleuchten, aus 18 einzelnen Elementen zusammengesetzt, sind in den Kotflügel integriert.

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So viel Gefälligkeit

muss ausgeführt und hergezeigt werden. Auch wenn man sich als einsamer Biker auf der Landstraße sieht, die Rune braucht Publikum: Sie gehört in die Stadt, wo sie gesehen wird - und die Leute "Boah!" sagen. (Michael Völker, AUTOMOBIL, 20.8.2004)

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