Wien – Die neue Superheldin betritt als verhuschte Werbegrafikerin die Szene. Ausgestattet mit dem Namen Patience fristet sie – verkörpert von Halle Berry – als Angestellte bei einem Kosmetikkonzern ein eher freudloses Dasein. Eines Nachts wird sie dann auch noch Zeugin einer firmeninternen Vertuschungsaktion – die kurz vor der Markteinführung stehende Wunderhautcreme hat erhebliche Nebenwirkungen.

Dabei wird Patience getreu der ihr zugedachten Rolle als Pechvogel jedoch entdeckt und schnurstracks in den Tod getrieben. Allerdings nur, um durch das geheimnisvolle Zutun einer Katze wenig später wieder zu erwachen – und langsam eigenartige Veränderungen an sich festzustellen.

Maschinell zerhackt

Der Film mutiert hierfür – wie auch später immer wieder – vorübergehend zur Digitalanimation. Und Catwoman ist auch sonst Kino aus dem Computer: Maschinell werden hier Erzählverläufe vorangetrieben und schneller wieder zerhackt, als es die menschliche Wahrnehmung erlaubt. Das blockiert vor allem den melodramatischen Mehrwert, den die nicht eben konfliktfreie Transformation von Patience zum klassischen Good Bad Girl haben könnte.

Der französische Regisseur Jean-Christophe Comar, der mit dem Kürzel Pitof zeichnet, hat sich bei Filmen wie Luc Bessons Joan of Arc oder Jean-Pierre Jeunets Alien: Resurrection Meriten als Visual-Effects-Designer erworben. Sein zweiter eigener Spielfilm erinnert in Bauart und Look allerdings eher an die videospielkompatiblen Abenteuer der drei quietschvergnügten Engel für Charlie.

Und nach Demi Moore für Charlie's Angels: Full Throttle wird auch hier eine Ikone des Hollywood-Kinos der 90er-Jahre wiederbelebt: Sharon Stone darf als Ehefrau des Konzernchefs und eben ersetztes langjähriges Aushängeschild für dessen Produkte ein wenig mit dem (eigenen) Schicksal von Frauen über vierzig hadern.

Aber in Catwoman geht es auch dabei nicht um die Wurst – was hier heißen könnte: ein etwas hintergründigeres Spiel mit den Anforderungen des Marktes, mit Jugendwahn und Schönheits-OPs zu betreiben -, sondern nur um die Haut: Die neuen Cremes, die den Konsumentinnen ein makelloses, faltenfreies Erscheinungsbild versprechen, haben dem gealterten Model stattdessen eine harte Marmoroberfläche eingetragen (ein verträglicheres Korrekturverfahren, nämlich digitale Retouchen, bringt der Film übrigens selbst fortwährend zur Anwendung).

Tiefer dringt Catwoman nicht vor, bleibt auch in der Konfrontation seiner Heldinnen primär an Styling und Oberflächen interessiert. Anders gesagt: Der Film hat in etwa die erzählerische Konsistenz und das Aussehen von Britney Spears' Toxic-Video. Leider ist er ungefähr dreißigmal so lang. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19. 8. 2004)