Bregenz - Herbert Sausgruber (58) ist kein Showpolitiker. In ruhiger, sachlicher Sprache formuliert der Vorarlberger Landeshauptmann seine Gedanken, unabhängig ob Befürwortung oder Kritik. Emotionale Ausbrüche sind für Sausgruber sowohl im Sieg als auch in der Niederlage ein Fremdwort. Sein politischer Weg führte stets bergauf - ein komplett auf seine Person abgestimmter Wahlkampf soll dafür sorgen, dass dies auch bei der Landtagswahl am 19. September so bleibt.

In Vorarlberg eilt ihm zuweilen der Ruf voraus, Verwalter anstatt eines Gestalters zu sein. Nicht aber in seiner Partei, in der seine Position völlig unumstritten ist. Sausgruber hat das Sagen, das wissen seine Parteikollegen und akzeptieren es. Droht dem Ansehen der Partei auf Grund interner Streitigkeiten Schaden, verspricht Sausgrubers Machtwort Heilung - zumindest kehrt anschließend in den Medien Ruhe ein, auch wenn in der Fraktion selbst noch lange nicht alles geklärt ist.

Sausgrubers Ernennung zum Landeshauptmann am 2. April 1997 war die beinahe logische Konsequenz einer politischen Bilderbuchkarriere: Seit 1972, nach seiner Promotion zum Doktor der Rechte und der Gerichtspraxis, steht Sausgruber im Landesdienst. Seine politische Laufbahn nahm ihren Anfang drei Jahre später, als Sausgruber in seinem Heimatort Höchst (Bezirk Bregenz) in die Gemeindevertretung gewählt wurde.

1979 in den Vorarlberger Landtag gekommen, übernahm Sausgruber bereits 1981 das Amt des Klubobmanns der ÖVP-Fraktion. Seit Oktober 1986 ist Sausgruber Landesparteiobmann der Vorarlberger Volkspartei. Am 24. Oktober 1989 wurde er erstmals in die Landesregierung berufen, im Mai 1990 zum Landesstatthalter (Landeshauptmannstellvertreter) gewählt. Nach der Landtagswahl 1994 wurde er zum Nachfolger des damaligen Landeshauptmanns Martin Purtscher designiert.

Mit seinem Sinn für Realität, seiner Sachlichkeit und seinem Kampf für die Rechte der Länder hat sich Sausgruber auch in Wien einen Namen gemacht. Finanzieller Spielraum und damit Gestaltungsmöglichkeiten für die Bundesländer ist ein Hauptanliegen Sausgrubers, der als Vorarlberger Finanzreferent für die Maxime "Keine Neuverschuldung" eintritt. Letztmals wurde in Vorarlberg 1985 gegen dieses ungeschriebene Gesetz verstoßen. Bei der diesjährigen Eröffnung der Bregenzer Festspiele bekannte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) freimütig, dass Geldverhandlungen mit Sausgruber nie einfach seien.

Eindrücklich war sein Einsatz für die Landesgelder etwa in seiner Rolle als Chefverhandler bei den Finanzausgleichverhandlungen mit dem Bund. "Als Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz werde ich mich vor allem für die Beibehaltung unserer regionalen Spielräume einsetzen, ganz nach unserer Devise 'menschlich, leistungsfähig und eigenständig!'", sagte Sausgruber im Jänner 2004 und skizzierte damit auch seine Vision für Vorarlberg.

Herbert Sausgruber (geboren am 24. Juli 1946) ist in seiner Heimat tief verwurzelt. Ihm möglicherweise zugedachte Aufgaben in Wien hat er stets freundlich, aber bestimmt abgelehnt. Sausgruber ist seit 1973 mit seiner Frau Ilga verheiratet und Vater zweier Söhne sowie einer Tochter. Als politisches Vorbild gibt er unter anderem den Vorarlberger Alt-Landeshauptmann Ulrich Ilg an. Zum Ausgleich geht Sausgruber täglich joggen. (APA)