Der Doppelmord in Wien-Landstraße dürfte geklärt sein: In der Slowakei und Tschechien wurden insgesamt vier Personen verhaftet, die dringend verdächtigt werden, am 16. Juni den 75-jährigen Alfred R. und dessen Freundin, die 22-jährige Erika S., beraubt und getötet zu haben. Wegen ausstehender Informationen wollten die Fahnder heute, Mittwoch, noch nicht von einem völligen Erfolg sprechen. "Wir glauben aber, dass wir die Täter gefasst haben", meinte der stellvertretende Leiter der Kriminaldirektion 1, Dr. Hannes Scherz.

Als Hauptverdächtige gilt die 20-jährige Jana M., eine ehemalige Freundin des Unternehmers. Die Slowakin soll gemeinsam mit ihrem aktuellen Lebensgefährten, ihrer Schwester und deren Ehemann den 75-Jährigen und dessen Geliebte ermordet haben. Die mutmaßlichen Täter dürften in der Wohnung des Bauunternehmers größere Summen an Bargeld vermutet haben, was allerdings nicht der Fall gewesen ist.

Internationaler Haftbefehl

Der Geschäftsmann war vor seiner neuen Bekanntschaft einige Monate lang mit Jana M. liiert gewesen. Als er sie verdächtigte, Geld aus der Wohnung gestohlen zu haben, beendete der 75-Jährige die Beziehung. Danach hatten die beiden keinen Kontakt mehr. Einige Wochen vor dem Doppelmord suchte M. Zeugenaussagen zufolge plötzlich wieder die Nähe zu ihrem ehemaligen Geliebten. "Das war für uns eine erste wichtige Spur", meinte Scherz.

Schließlich meldeten sich auch Personen, die am Tag des Mordes ein grünes Auto mit slowakischem Kennzeichen in der Nähe der Wohnung gesehen hatten. Aus dem Wagen sollen zwei Männer und zwei Frauen gestiegen sein, deren Beschreibung auf die Verhafteten passt. Auf Grund der Spurenauswertung - genaue Angaben wollten die Ermittler aus taktischen Gründen nicht bekannt geben - wurde schließlich ein internationaler Haftbefehl erwirkt.

Verdächtige nie kriminell in Erscheinung getreten

Am Dienstag um 6.00 Uhr wurden zuerst die Schwester der Hauptverdächtigen und deren Mann in einem Ort etwa 150 Kilometer östlich von Preßburg verhaftet, um 16.00 Uhr klickten für M. und deren Freund in einer Pension nahe bei Brünn die Handschellen. Über den Verlauf der Einvernahmen waren die Wiener Behörden noch nicht informiert. Jana M. dürfte aber auch mit der Ermordeten bekannt gewesen sein, weswegen der Unternehmer die Gruppe wohl ohne Bedenken in seine Wohnung hineingelassen hat.

Ob die Tat geplant war oder sich im Verlauf des Abends ergeben hat, ist noch unklar. Alle Verdächtigen sind noch nie kriminell in Erscheinung getreten. Fest steht, dass die beiden Opfer mit einer Flasche und einem noch unbekannten weiteren Gegenstand brutal erschlagen wurden. Auf Grund dieser Tatsache gehen die Ermittler davon aus, dass einer der Männer oder beide die Morde ausgeführt haben.

Das weitere Vorgehen in dem Fall dürfte mühsam werden. Jana M. und deren Freund könnten erst in einigen Monaten von Tschechien nach Österreich ausgeliefert werden, die in der Slowakei verhafteten Verdächtigen dürften auch dort in Haft bleiben. Österreichischer Ermittler werden voraussichtlich nicht an den Einvernahmen teilnehmen können. (APA)