Lassen wir doch den Prater im Dorf. Stimmt schon, er ist weit über die Grenzen Wiens bekannt und wird von österreichischen und internationalen Touristen besucht, aber von einem "Weltgut" zu sprechen, das ist anmaßend. Vertreter des Praterverbandes, die Interessensvertretung von fast 80 Unternehmern, sehen ihn als solches. Die Weltbedeutung des Wurstlpraters herbeizureden, ist nämlich nichts anderes, als drohende Veränderungen wegzureden. Denn manche der - auf Wienerisch - "Prodawirt'n" sind nervös. Es muss sich im Prater nämlich was tun. Denn sonst ist der Preis von 1,5 Millionen Euro (für ein prickelndes Gefühl: 20,6 Millionen Schilling), den die Stadt Wien einem französischen Experten für einen "Masterplan Prater" gezahlt hat, nicht gerechtfertigt. Und es ist überfällig, den jährlich bis zu drei Millionen Besuchern neues Spannendes zu bieten. Dass es seit zwanzig Jahren Debatte keine Ergebnisse gibt, liegt an der wild gewachsenen Struktur des Praters. Unternehmer haben das Geschäft bisher unter sich ausgestritten. Jeder stellte Spielbuden und Schleudermaschinen auf, wo er Platz hatte. Viele verfügen über praktisch unkündbare Altmietverträge zu Traumkonditionen. Das gibt niemand auf. Aber es wird an Subunternehmer weitervermietet - deren Risiko, unser Geld. Die Stadt verabsäumte es, sich dem Erhalt des Praters als öffentlicher Raum zu widmen. 2002 wurde von der Stadt Wien eine Verwaltungsgesellschaft gegründet, die koordinieren sollte. Das ist gescheitert. Man spielt einander nur aus. Mit dem "Masterplan" tut sich ein Fenster auf, durch das alle Praterfreunde schlüpfen sollten. Über Inhalte soll man diskutieren, über den Handlungsbedarf nicht mehr. "Weltrang" unter den Vergnügungsparks erreicht man nur mit Taten. (DER STANDARD, Printausgabe, 7./8.8.2004)