Minka Podhajská (Wien 1. 12. 1881 – 16. 9. 1963 Prag): Ex libris Josef Hladky, Linolschnitt, dreifarbig (Ausschnitt)

Foto: Österreichische Nationalbibliothek, Flugblätter-, Plakate- und Exlibris-Sammlung

Wien - Den "mühsamen Aufbruch der Frauen in die Kunst" (so Kuratorin Claudia Karolyi) zu Beginn des 20. Jahrhunderts illustriert eine Sonderausstellung im Papyrusmuseum der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB). Die Schau "Aufbruch und Idylle" (13. 8. bis 26. 10.) rückt Gebrauchsgrafik österreichischer Künstlerinnen von 1900 bis 1945 aus den Beständen der Flugblätter-, Plakate und Exlibris-Sammlung der ÖNB in den Blickpunkt.

Der Großteil der fast 250 Exponate der Schau sind Exlibris, die im Juli schon beim XXX. Internationalen Exlibris-Kongress der Federation Internationale des Societes d'Amateurs d'Exlibris in Wels zu sehen gewesen sind. Diese grafisch gestalteten ursprünglichen Bucheignerzeichen wurden später als eigenständige kleinformatige Künstlergrafiken gesammelt und dienten als Auftragswerke der Existenzsicherung der gezeigten Künstlerinnen, die sich zum Großteil als Malerinnen verstanden, aber bis zu den 1920er Jahren vom etablierten Kunstbetrieb weitgehend ausgesperrt blieben. Erst im Studienjahr 1920/21 öffnete die Akademie der bildenden Künste in Wien ihre Pforten für Frauen. Unterrichtet wurden die angehenden Künstlerinnen daher entweder privat oder an drei Wiener Institutionen, deren Absolventinnen die Schau in den Mittelpunkt stellt.

Wiener Werkstätte

Unter den 59 gezeigten Künstlerinnen sind u. a. Mizi Friedmann-Otten (1884-1955) und Maria Strauss-Likarz (1893-1971), beide Schülerinnen der Wiener Kunstgewerbeschule und später unter den produktivsten Mitarbeiterinnen der Wiener Werkstätte. Von Strauss-Likarz werden neun Exlibris-Entwürfe überhaupt erstmals öffentlich gezeigt. Editha Moser (1883-1969) und Mileva Roller (1886-1949) haben ihre prominenten Lehrer an der Kunstgewerbeschule bzw. der Kunstschule für Frauen und Mädchen, die Secessionisten Kolo Moser und Alfred Roller, geheiratet. In ihren gezeigten Exlibris spiegelt sich der Aufbruch der österreichischen Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wieder. Ein traditionell den Frauen zugeschlagenes Gebiet der Gebrauchsgrafik ist die Kinderbuchillustration, etwa von Ida Bohatta-Morpurgo (1900-1992) oder Marianne Frimberger (1877-1965).

Anhand von Arbeiten von Absolventinnen der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt wird schließlich der kulturpolitische Wandel in den 1930er Jahren sichtbar gemacht. Christliche und volkstümliche Motive, etwa bei Maria Bauer-Klimbacher (1911 - 2000) oder Rose Reinhold (1894-1959), kreierten eine Idylle fern politischer und wirtschaftlicher Realität und visualisierten die Ideologie des Ständestaats. (APA)