Schon vor einigen Wochen bezeichnete der Demokrat Jay Rockefeller, ranghöchster Demokrat im Geheimdienstausschuss des Senats, Goss als "zu politisch". Ein anderer Demokrat erklärte, die Hearings könnten zu einem "Referendum über die CIA" werden.
Goss bringt zweifellos reichhaltige Erfahrungen im Bereich der Geheimdienste mit: Nahezu zehn Jahre lang, von 1962 bis 1971, diente er als Agent in der CIA. Im Kongress war er einflussreiches Mitglied und zuletzt Vorsitzender des Geheimdienstausschusses des Repräsentantenhauses.
Goss wurde im November 1938 in Waterbury im nördlichen Connecticut geboren und absolvierte – ebenso wie Bush – die elitäre Yale University. Nach zweijährigem Militärdienst trat er in die CIA ein. Was er dort genau tat, bleibt unter Verschluss, angeblich diente er in Europa und Lateinamerika. Wegen einer Krankheit beendete er diese Karriere und wandte sich später der Politik zu. Die Kleinstadt Sanibel wählte ihn zum Bürgermeister, und schon bei seinem ersten Antreten für den Kongress errang er 1988 der Stimmen in seinem konservativen Wahlbezirk. Seitdem wurde er alle zwei Jahre wiedergewählt, dreimal ohne Gegenkandidaten. Dieses Jahr wollte der vierfache Vater und siebenfache Großvater nicht mehr kandidieren.
Er gilt als Wunschkandidat von Vizepräsident Dick Cheney; innerhalb der CIA wird bereits befürchtet, der neue Direktor könnte allzu sehr unter dessen Einfluss stehen. Dazu kommt, dass Goss keinerlei Erfahrung als Manager einer riesigen Bürokratie mitbringt. Zudem scheint nicht klar, welche Rolle der Direktor des CIA spielen würde, sollten die Empfehlungen des 9/11- Committee für einen neuen Geheimdienstkoordinator tatsächlich realisiert werden.