London - Schon vor 22.000 Jahren haben Jäger und Sammler Pflanzensamen gemahlen, zu Teig verarbeitet und in einfachen Öfen gebacken. Damit ist die Getreidenutzung mindestens 10.000 Jahre älter als der systematische Anbau, berichtet eine internationale Forschergruppe im Fachjournal "Nature". Dolores Piperno vom Smithsonian Tropical Research Institute in Panama und ihre Kollegen entdeckten die bisher ältesten Beweise für Getreidenutzung in Israel.

Am Ufer des See Genezareth untersuchten die Archäologen die Relikte einer 22.000 Jahre alten Siedlung. Dabei stießen sie auf einen flachen Stein, eine Art Mahlstein zum Bearbeiten von Pflanzensamen. Eine weitere Anordnung von gebrannten, mit Asche bedeckten Steinen könne als einfacher Backofen gedient haben, schreiben die Wissenschafter. Hier könnten die frühen Jäger und Sammler einen Teig aus gemahlenen Grassamen gebacken haben - ähnlich wie es heute lebende Nomaden noch immer tun. Hinweise auf Brotteig selbst aber wurden nicht gefunden.

Ob gebacken oder nicht - bereits die Steinzeitmenschen hatten ihre Vorlieben für bestimmte Getreide, vermuten die Forscher. In Analysen des Staubes aus Rillen im Mahlstein fanden die sie viele bakterienkleine Stärkekörner von Steinzeitpflanzen. Unter dem Mikroskop sei erkennbar gewesen, dass es sich hierbei in der Mehrzahl um Stärkekörner alter Gerste- und Weizen-Vorstufen handelt, schreiben die Wissenschafter. Schon 10.000 Jahre bevor Menschen mit der Kultivierung dieser Getreidesorten begannen, scheinen die Urgerste und der Emmerweizen einen bedeutenden Anteil der Ernährung ausgemacht zu haben.(APA/dpa)