Trotz des dominanten Schlechtwetters spielt die Musik in diesem Sommer eindeutig woanders, wahrscheinlich in überdachten Biergärten, aber mit Sicherheit nicht beim ATX. Es ließen sich im Juli mit einigen Einzelaktien zwar schöne Gewinne erzielen, in Summe - und diese wird schließlich von einem Index abgebildet - kam der österreichische Markt seit dem Überwinden der 2000-Punkte-Marke kaum von der Stelle. Nicht nur das, vor wenigen Tagen konnte der ATX sogar einer drohenden Korrektur nur knapp entkommen. Zur Verteidigung des österreichischen Aktienmarktes muss man allerdings konstatieren, dass der Juli international wesentlich schlechter gelaufen ist. Während der ATX nur stagnierte, setzte es im Ausland nämlich kräftige Verluste. Nun, was sagt die charttechnische Wetterprognose für den August?

Jede Menge Unterstützungen vorhanden

Der mittelfristige Aufwärtstrend, welcher seine Gültigkeit der starken Korrektur vom Mai verdankt, ist mittlerweile bis knapp unter die Marke von 1900 Punkten vorgedrungen. Fiele der ATX im Rahmen einer Korrektur bis zu dieser Linie zurück, so wäre dies auf jeden Fall noch als verträglich anzusehen. Es ist jedoch nicht absehbar, dass es überhaupt zu einem Rückschlag auf dieses Niveau kommt, schließlich hat sich durch die Kursverluste vom 22. Juli ein neuer, noch unbestätigter kurzfristiger Aufwärtstrend etabliert. Die entsprechende Trendlinie liegt aktuell bei cirka 1985 Punkten. Solange der ATX über dieser Linie notiert, braucht man sich über eine Korrektur vorerst gar keine Gedanken machen. Noch einmal zurück zum 22. Juli: Das dortige Intraday-Tief bei 1960 Punkten hat das 23.6-prozentige Fibonacci-Niveau bestätigt. Diese Marke stellt somit eine weitere Unterstützung dar.

Aufwärtspotenzial zum Teil noch ungenutzt

Wenden wir uns nun dem Aufwärtspotenzial zu: Aufgrund des antriebslosen Herumpendelns im Juli hat sich das kurzfristige Aufwärtspotenzial des ATX eher vergrößert als verkleinert. Kurzfristig hat der ATX Platz bis knapp 2150 Punkte. Mittelfristig wäre ein Anstieg bis 2200 möglich und aus der gebrochenen Seitwärtsspanne ergibt sich sogar ein Ziel von cirka 2250 Punkten. Dies bedeutet jedoch in keiner Weise, dass der Index das vorhandene Potenzial bald ausschöpfen kann.

Markttechnik zunächst noch unentschlossen

Aus der Markttechnik lässt sich derzeit nur ableiten, dass der ATX zur Zeit nicht so recht weiss, wohin er will. Ein kurzfristig positives Zeichen ist, dass die Stochastik vor einiger Zeit wieder ein Kaufsignal generiert hat, der Indikator dringt allerdings bald in den überkauften Bereich ein. Das Directional Movement ist am 22. Juli haarscharf an einem Verkaufssignal vorbeigeschlittert und daher zunächst long. Anders der MACD, welcher schon seit Anfang Juli ein Verkaufssignal anzeigt. Bedenklich sind aus mittelfristiger Sicht vor allem die negativen Divergenzen bei MACD und RSI, sie sind als Vorboten einer Trendwende einzustufen. Auffällig ist beim ATX auch die zunehmende Verengung der Bollinger Bänder. Je mehr sich die Bänder einander annähern, desto wahrscheinlicher kommt es zu einer größeren Kursbewegung. Bezüglich der Ausbruchsrichtung hat der ATX aber noch keine Entscheidung getroffen. Man muss also die weitere Entwicklung beobachten.

Strategie

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass beim ATX noch Aufwärtspotenzial vorhanden wäre. Dieses kann jedoch erst ausgeschöpft werden, wenn sich der Index aus seiner momentanen Trägheit löst und neue bullishe Signale gibt. Zwar scheint das Thema "Korrektur" vorerst einmal vom Tisch, es gibt dennoch Risiken. Wer beim ATX investiert ist, sollte zunächst dabei bleiben und abwarten. Kurzfristig orientierte Anleger werden ihre Position mit einem engen Stop auf einem der angegebenen Kursniveaus absichern. Neuengagements bleiben in der aktuellen Situation spekulativ und riskant.

(Wolfgang Weinmann)