Christa Kranzl soll im Schul- und Parteistreit nach Wien wechseln
St.Pölten – Christa Kranzl selbst spricht von "reinen Spekulationen". Im Umkreis der niederösterreichischen Landesregierung aber mehren sich seit Tagen Stimmen, die von einem bevorstehenden Wechsel der SP-Landesrätin nach Wien zu wissen meinen.Die 44-jährige Mitinhaberin einer Tischlerei in Persenbeug sei als Konsumentenschutz-Sprecherin der Bundes-SPÖ oder für deren Bundesgeschäftsführung im Gespräch, heißt es. Vielleicht – so mutmaßt Kranzls Pressesprecher Alois Scholl – habe die in Parteikreisen wahrgenommene "intensive Unterhaltung" der Chefin mit SP-Vorsitzenden Alfred Gusenbauer während der Begräbnisfeierlichkeiten für Thomas Klestil zu den Gerüchten geführt.
Das allein sei es wohl nicht, widerspricht Madeleine Petrovic: "Kranzl ist streitbar und offensiv. Damit ist sie für SP-Landeschefin Heidemaria Onodi eine ernsthafte Konkurrentin", meint die Klubobfrau der Grünen. Onodi widerspricht: In der Landes-SP sei "jeder auf dem richtigen Platz in seiner derzeitigen Position", verkündet sie.
Tatsächlich hat Kranzl ihr Hang zur Konfliktaustragung den Ruf der "Sturheit" eingebracht – wie es VP-Klubobmann Klaus Schneeberger ausdrückt. Etwa, als die nach mehreren Schlachthofskandalen aufgewertete SP-Konsumentenschutzlandesrätin nicht akzeptieren wollte, dass just die Kompetenzen der Schlachthofkontrolle weiter dem VP-Agrarressort unterstehen sollten. Dort, wo sie sich heute immer noch befinden: Kranzl unterlag.
Derzeit steht die politisch Eigenwillige im Streit um die Zukunft niederösterreichischer Pflichtschulen allein gegen die VP und große Teile ihrer eigenen Partei: Trotz einer anders lautenden informellen "Abmachung zwischen VP und SP" (Schneeberger) unterstützt Kranzl weiter die Forderung von 16 Gemeinden nach Gründung zusätzlicher Schulsprengel.
Schul-"Filetierung"
Diese Sprengelvermehrung soll verhindern, dass Klassen in Katastralgemeinden wegen zu geringer Schülerzahlen geschlossen werden müssen. In eigenen Sprengeln kämen tolerantere Regeln zum Einsatz – doch das käme einer "Filetierung" des Schulwesens gleich, befürchtet Schneeberger. Wegen der Vorbildwirkung: Vom Schülerschwund – im kommenden Schuljahr werden landesweit 16.300 Erstklässler erwartet, 2003 waren es noch 17.300 – seien insgesamt an die 70 Gemeinden betroffen.
Kranzl jedoch beharrt auf ihrem Standpunkt. Kinder dürften nicht zu Pendlern werden, betont sie. Eine Perspektive, die jetzt ihr verheißen wird.