Graz - Ein neuerlicher Fall sexueller Belästigung im steirischen Landesdienst sorgt seit Mittwoch für Aufregung. Wie nun bekannt wurde, ließ man den bisherigen Beauftragten für im Land beschäftigte Lehrlinge Anfang Juli versetzen, weil er zwei Mädchen verbal und durch Berührungen belästigt hatte. Die beiden Lehrlinge im Alter von 16 und 17 Jahren hatten sich bei ihrer direkten Vorgesetzten beschwert, weil ihnen der Mann zu nahe gerückt sei.

Anders als bei der Affäre um den "grapschenden Hofrat", dem ehemaligen Protokollchef des Landes, der im Vorjahr monatelang seine Sekretärin mit schweren sexuellen Übergriffen gequält hatte, reagierte man diesmal schneller auf die Vorwürfe der Mädchen.

Fall des VP-Hofrates ad acta gelegt

Der Fall des VP-Hofrates war im Februar - ohne Disziplinarverfahren - ad acta gelegt worden. Damals gab es das neue steirische Gleichbehandlungsgesetz, das am 6. Juli unter viel Lob aller Landtagsfraktionen einstimmig beschlossen wurde, noch nicht. Für das Gesetz war die Causa impulsgebend und erhöhte die öffentliche Sensibilität.

Im aktuellen Fall kam es schon drei Tage nach dem Vorfall zu einer Unterredung mit den Mädchen, deren Eltern und anderen Zeugen. Aus dem Büro des zuständigen Personallandesrates Hermann Schützenhöfer (VP) hieß es dazu: "Arbeitsrechtler haben uns gesagt, es reicht nicht für mehr als eine Versetzung. Die ist nach drei Tagen passiert."

Der Lehrlingsbeauftragte habe die Mädchen als "knackig" und als "Topmodels" bezeichnet und "nicht im Intimbereich berührt", so ein Mitarbeiter Schützenhöfers zum STANDARD, "aber die Mädchen haben das unangenehm gefunden. Da muss man sehr sensibel damit umgehen".

Der nun in die Europaabteilung versetzte Vertragsbedienstete kommt wieder aus den Reihen der ÖVP. Er war jahrelang enger Mitarbeiter von Waltraud Klasnic: Zuerst als diese noch Landesrätin war, dann auch kurze Zeit als Pressereferent. SP-Landesgeschäftsführer Hans Marcher ätzte: "Der ÖVP-Grapscher hat seiner Partei einen Bärendienst erwiesen." (cms, DER STANDARD Printausgabe 29.7.2004)