Die Tanzcommunity hat das Wiener Arsenal erobert: Knapp 2000 Teilnehmer sind heuer für die Workshops angemeldet - unter ihnen sind mehr Kinder denn je; das Angebot für die Kleinen wurde ausgeweitet. der Standard besuchte den Kurs für kreatives Kinderballett.

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Wien - Anita kann eines schon wirklich prima: Ballerina. Das grazile Heben der Arme, das anmutige Hüpfen und Drehen - und die besonderen Wünsche. "Machen wir wieder den Kreis?", bittet sie. Und: "Darf ich den Kranz nehmen?"

Es ist der erste Tag im Workshop "Kreatives Ballett für 6-bis 8-Jährige" beim ImPulsTanz-Festival im Wiener Arsenal, und Anita will gleich alles auf einmal. "Ein Spiel ohne Worte - Pantomime", beginnt Workshopleiterin Elizabeth Corbett. Beim "Besuch im Zoo" wird gehüpft wie die Hasen, geschlängelt wie die Schlangen - und dann schaut ein Pirat vorbei; eine Hand wird über das Auge geklappt. "Noch einmal", fordert Anita. "Aber ohne Pirat und ohne etwas Schlimmes", bittet sie. Sie darf als Ballerina ihre eigenen Pirouetten drehen, während die anderen pantomimisch mit den Säbeln rasseln.

"Mir geht es um eine gute Mischung aus Klassik, Modern Dance und Pantomime", erläutert Corbett später ihr Konzept. Seit sieben Jahren arbeitet die gebürtige Amerikanerin mit Kindern, davon die letzten fünf Jahre in Brüssel. Inspiriert hatte sie ihre eigene Tochter; mit Tanzspielen hatte es angefangen.

"Ich kann nicht mehr"

Daher weiß sie natürlich auch, was unweigerlich kommt, wenn es an die Basisarbeit mit einfachen Schritt-, Wipp- und Hüpfübungen geht: "Ich bin müde. Ich kann nicht mehr", setzt sich die kleine Ballerina nach einer halben Stunde zur Seite.

Zu diesem Zeitpunkt ist K. J. gerade erst einmal aufgewärmt. Der einzige Bub in der Gruppe fegt wie ein kleiner schwarzer Wirbelwind durch den Saal; Elisa, Rosa und die zwei Carolinas ihm hintennach. Und wenn K. J. einmal stolpert - schlägt er als Ausgleich schnell einmal ein Rad.

Breites Angebot

"Das kreative Ballett für Kinder bieten wir heuer zum ersten Mal an", erläutert Kerstin Kussmaul, eine der beiden künstlerischen Leiterinnen der ImPulsTanz-Workshops. Man wolle einerseits das Angebot für Kinder ausbauen und vor allem den Tanz dem breiten Publikum zugänglich machen. Dementsprechend breit ist das Angebot: Vom Ausdruckstanz bis zu Yoga-und Feldenkrais-Kursen.

Was sichtlich gelingt: In den vier ImPulsTanz-Wochen besuchen heuer knapp 2000 Teilnehmer die Workshops. Die Durchmischung der Stile, Teilnehmer und Dozenten zeigt sich am besten beim Büfett im Innenhof zwischen Burgtheater-Probebühne und Bühnenwerkstätten. Hier sitzen alle beieinander, vom Anfänger bis zum Überdrübertänzer. Eine Frage macht die Runde: "Ist Jermaine Browne schon da?" Der unbestrittene Star dieses Jahres, der schon mit Christina Aguilera, Jennifer Lopez und Britney Spears arbeitete und einen "JazzFunkHipHop"-Kurs anbietet.

Eine Sphäre, die Anita unten im Keller weniger interessiert. Jetzt ist eine Solotanzimprovisation gefragt - nach einem Getränk ist die kleine Ballerina wieder bei Kräften und dreht ihre anmutigen Runden. Was die Zukunft bringt, ist nach dieser ersten Stunde zumindest für sie keine Frage: "Ich will tanzen."

Die nahe Zukunft der Kinderworkshops lautet hingegen: Afrikanischer Kindertanz mit Mamadou M'Baye von 2. bis 6. August. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD Printausgabe 29.7.2004)