Das Alter, so sagt man,

macht die Leute milder, weiser und in der Einschätzung ihres eigenen Wirkens ein wenig uneitler. Auf von Berufs wegen in der Öffentlichkeit hauptgemeldete Menschen wie Politiker trifft dies nicht unbedingt zu - wie der Auftritt des Nationalratsabgeordneten Josef Cap in dem ORF-Talk-Format "Wiesner fragt" am Dienstagabend gezeigt hat.

In diesem prinzipiell originellen und etliche Möglichkeiten offenbarenden Format werden Politiker vom Journalisten Robert Wiesner mit von ihnen getätigten Aussagen aus dem ORF-Archiv konfrontiert.

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Nun könnte man meinen

dass dabei, wie wohl in jedem Leben, gewisse Widersprüche auftauchen, sich manche Einschätzungen im Nachhinein als falsch herausgestellt haben, ja man schlicht und ergreifend im Irrtum war. Einsichten, die vor ein paar Wochen, bei der Premiere von "Wiesner fragt", sogar dem früheren Politrambo Peter Westentaler zu entlocken waren, und er so beinahe unheimlich, weil irgendwie menschlich wirkte.

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Josef Cap hingegen

saß 35 Minuten selbstzufrieden grinsend im Sessel und fand sich und alles, was man ihm aus seinem über 20 Jahre dauernden Politikerdasein vorgespielt hat, super und richtig.

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Ja, nicht einmal seine grauenhaften Mascherln

von früher schienen in ihm irgendwelche Zweifel an sich selbst zu erwecken. Da fragte man sich als Durchschnittssünder: Wie kommt es, dass solch' eine Lichtgestalt auf der Oppositionsbank sitzen muss und nicht schon längst unser Bundeskanzler ist? Unser Präsident? Unser Gott? (flu/DER STANDARD; Printausgabe, 29.7.2004)

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