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Ursula Plassnik mit Kanzler Wolfgang Schüssel

foto: apa/HOPI MEDIA/HOLZNER
Wien - Gute Chancen, der künftigen EU-Kommissarin Benita Ferrero-Waldner (V) als Außenministerin zu folgen, werden Ursula Plassnik (48), derzeit Botschafterin in Bern, eingeräumt. Plassnik war über sechs Jahre Kabinettschefin von Wolfgang Schüssel (V), zuerst im Außenministerium, dann im Kanzleramt. Dabei zeigte sich die an die 1,90 Meter große Blondine stets medienscheu und spann ihre Fäden im Schatten der Öffentlichkeit. Von ÖVP-Insidern wurde sie dennoch stets als "Frau mit sehr viel Macht" beschrieben.

Roter Hintergrund

Ursula Plassnik hat eigentlich einen roten Hintergrund. Sie wuchs als Tochter eines sozialdemokratisch gesinnten Klagenfurter Lehrerehepaares auf. Und ihr erster Mann, mit dem sie allerdings nur acht Monate verheiratet war, ist der heutige - SPÖ-nahe - Parlamentsdirektor Georg Posch. Ihre zweite Ehe mit dem Schweizer Diplomaten Gerard Stoudmann, ehemaliger Leiter des OSZE-Büros für Menschenrechte in Warschau, wurde Anfang 2003 geschieden.

"Tough und sachlich kompetent"

Als "Entdecker" Plassniks gilt der heutige österreichische EU-Botschafter Gregor Woschnagg, früher Leiter der wirtschafts- und integrationspolitischen Abteilung im Außenministerin. "Sie war erfreulich erfrischend und direkt, tough und sachlich kompetent", wurde Woschnagg im Vorjahr anlässlich Plassniks Wechsel nach Bern zitiert. Die Karrierediplomatin hat übrigens ihr Jus-Studium bereits im Alter von 21 Jahren abgeschlossen.

Schüssel wurde auf die ambitionierte Diplomatin aufmerksam, als sie in jenem Stab arbeitete, der mit den Vorbereitungen für die österreichische EU-Präsidentschaft betraut war. Aus den Dossiers, die sie zusammenstellte, entwickelte sich langsam eine intensive Arbeitsbeziehung, bis Schüssel sie 1997 bat, seine Kabinettschefin zu werden. Bis dahin hatte Plassnik im Außenamt als politisch neutral, eher mit einem leichten Hang zur roten Reichshälfte behaftet, gegolten.

"Eine richtige Sau"-Affäre

Plassniks Berufung in Schüssels Kabinett fiel in die Zeit der "Amsterdamer Frühstücksaffäre". Damals berichteten Medien, Schüssel habe den deutschen Bundesbankchef Hans Tietmeyer "eine richtige Sau" genannt. Plassnik befand sich damit plötzlich mitten im Presserummel - und hielt sich distanziert, eine Verhaltensweise, die sie bis zu ihrem Wechsel nach Bern beibehielt. Selbst gab sie niemals Interviews und versuchte tunlichst, nicht in den Klatschspalten aufzutauchen.

Keine Vorliebe für Schwarz-Blau

Schüssel stand sie in den folgenden Jahren treu zur Seite - auch wenn Insider Plassnik nachsagen, dass sie 2000 nicht unbedingt zu den Befürwortern einer Koalition mit den Freiheitlichen zählte. Damals soll sie eine rot-schwarze Zusammenarbeit bevorzugt und 2003 wiederum mit Schwarz-Grün liebäugelt haben. "profil" bezeichnete Plassnik im Vorjahr als eigentlich unpolitisch und schrieb: "Als liberale Bürgerliche mit einem leichten Faible fürs Aristokratische ist die frankophile Kärntnerin vielleicht am besten charakterisiert."

"Erstklassige Arbeit"

Der Kanzler meinte anlässlich ihres Ausscheidens aus seinem Kabinett Ende des Vorjahres: "Sie hat erstklassige Arbeit geleistet." Aufhalten wolle er sie aber nicht, denn sie habe schon einmal zurückgesteckt. 2000 sollte Plassnik Ständige Vertreterin beim Europarat in Straßburg werden. Doch sie blieb in Wien, um Schüssel im erstem Kanzlerjahr beizustehen. (APA)