Mailaths Büro dürfte entgangen sein, dass Neuwaldegg schon seit 1892 zu Wien gehört. Hinter dem dortigen Schloss mit seinem original erhaltenen, zur Stadt hin ausgerichteten Barockgarten bringt die Opernwerkstatt Wien gegenwärtig die Macbeth-Urfassung von Verdi zur Aufführung: mit Blick auf den beleuchteten Wald, was nicht nur malerische Bilder gestattet, sondern auch dramaturgisch zwingend erscheint. Denn gegen Schluss rückt, wie dem König prophezeit, tatsächlich der Wald an.
Natürlich hat kein Herheim oder Sellars den Macbeth inszeniert. Aber Regisseur Paolo Trevisi und Tiziano Duca, der musikalische Leiter, lieferten eine Arbeit ab, der man Respekt zu zollen hat. Schließlich tragen im Orchestergraben und auf der imposanten Bühne rund 150 Personen (darunter Bonaldo Giaiotti als Banco) zum Gelingen des Projekts bei. Und dieses wurde, was man fast nicht glauben will, nebenberuflich realisiert - mit größtmöglicher Professionalität, mit maximalem Einsatz. Unter anderem von Wilhelmine Goldmann, der erfolgreichen Postbus-Chefin, und Harald Schlosser.
Eine wirklich große Kiste also, die da hochgestemmt wurde. Der öffentlichen Hand ist der Kraftakt aber keinen einzigen Cent wert. Der Kulturstadtrat erklärte sich für unzuständig: Er verwies auf seine drei Theaterkuratoren. Im Fall Hirschal hingegen hatte Mailath keine Scheu, 363.000 Euro locker zu machen: Die extrem hohe Subvention (keine andere freie Theater-oder Tanzgruppe erhält auch nur annähernd so viel Geld) wurde gewährt, ohne dass die Kuratoren um ihre Meinung gefragt wurden.