Bei der jüngsten Umfrage stimmten 25 Prozent der Aussage zu: "Ich habe mich für eine Partei entschieden und gebe ihr auch dann meine Stimme, wenn ich mit dem, was sie tut und plant, nicht hundertprozentig einverstanden bin".
Bei Nicht-Gefallen Stimme weg
Für 32 Prozent lautete das Motto: "Ich stehe zwar einer Partei nahe, aber wenn sie eine Politik macht, die mir nicht gefällt, wähle ich auch mal eine andere Partei".
29 Prozent ungebunden
29 Prozent betrachten sich politisch als völlig ungebunden und sagen: "Ich lege mich grundsätzlich nicht auf eine bestimmte Partei fest, sondern entscheide mich vor jeder Wahl für diejenige Partei, die mir gerade am meisten zusagt. Das könnte jedesmal eine andere sein". 14 Prozent äußerten sich zum Thema Parteitreue nicht.
Deutlicher Unterschied
Dieses Umfrage-Ergebnis weicht deutlich von einem aus dem Jahr 1973, also vor rund 30 Jahren, ab. Damals bezeichneten sich 44 Prozent fest gebunden, ihre Anteil stieg bis 1975 sogar noch um sechs Prozentpunkte. 33 Prozent sahen sich 1973 mäßig gebunden, 16 Prozent gar nicht. Der Anteil derer, die dazu keine Meinung hatten, lag bei sieben Prozent. In den 80er Jahren begannen sich die Bindungen zu den politischen Parteien merklich zu lockern.
Ältere treuer
Geblieben ist die vergleichweise größere Neigung von Angehörigen der älteren Generation sowie von Personen mit einfacher Schulbildung, ihrer Partei die Treue zu halten. Doch auch in diesen Segmenten hat sich schon ein Bewusstseinswandel vollzogen. Die über 50-Jährigen sind jetzt nur noch zu 34 Prozent bereit, mit ihrer Partei durch dick und dünn zu gehen, 1973 wären es 54 Prozent gewesen. Und bei den einfach gebildeten Personen ist die bedingungslose Treue von ehemals 53 auf nunmehr 28 Prozent gesunken.
Keine Überraschung
Für die Meinungsforscher ist diese Entwicklung keine Überraschung, weil allgemein die Bindung der Menschen an Institutionen geringer geworden ist. Für IMAS reicht dies aber als Erklärung für das distanziertere Verhältnis zu den Parteien nicht aus. Zu bedenken sei, dass die stärkste Bindung an eine Partei mit einer Zeitphase zusammenfiel, in der sich der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky auf dem Gipfel der Popularität befand und über eine absolute Wählermehrheit verfügte. Dieses Ausmaß der Zustimmung deute auf einen Zufriedenheitsgrad hin, der von keinem späteren Kanzler mehr erreicht worden sei.
Unverbindlicheres Verhalten
Die subjektiv empfundene Parteinähe hänge somit nicht nur von einem generell unverbindlicher gewordenen politischen Verhalten der Wähler ab, sondern auch von der Fähigkeit der Parteien, sich als kompetent zu präsentieren und die Sinnhaftigkeit ihrer Zielsetzungen glaubhaft zu machen, analysiert IMAS.