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Wer dreißig ist und ab sechzig dann 25 Jahre lang monatlich 2000 Euro Privatpension haben möchte, muss 30 Jahre lang 594 Euro monatlich einzahlen, sonst geht sich wunschgemäßes Relaxen nicht aus.

Foto: Reuters/PETER MACDIARMID
Wien - Angesichts der immer mehr angebotenen Pensionslückenrechner, den Finanzdienstleister (zuletzt von Raiffeisen gemeinsam mit Nokia via Handy) den erwerbstätigen Österreichern anbieten, entsteht schon fast der Eindruck: Ganz Österreich errechnet, wie stark der Lebensstandard nach dem Erwerbsleben absinken wird - und überlegt, wie das abgemildert werden kann.

Damit ist die private Zusatzvorsorge für die goldenen Jahre das wichtigste (und lukrativste) Thema der Finanzindustrie geworden. Der Boom der staatlich geförderten Zusatzvorsorge mit fast 400.000 Verträgen spricht dafür.

Ein bisschen ansparen wird nicht reichen

Ein bisschen ansparen, zeigt sich bei schlichter Rechnung, wird für üppige Zusatzrenten nicht reichen: 50 Euro monatlich in einer klassischen Lebensversicherung eingezahlt bringt nach zehn Jahren erwartet etwa 7500 Euro.

Es können aber - je nach Mindestzins und Gewinnzuteilung auch mehr oder weniger sein. Aber selbst strukturierte Zugänge zur Pensionsvorsorge mit Tabellen und Planrechnungen bergen gewaltige Kluften zwischen Traum und Wirklichkeit. Thema Nummer eins dabei: die Geldentwertung.

Risiko Inflation

Zweitausend Euro sind in 30 Jahren bei einer angenommenen Inflation von 1,5 Prozent nur mehr 1290 Euro wert. Unterstellt man zwei Prozent Inflation - das gegenwärtige Niveau - auf diese 30 Jahre, dann halbieren sich die 2000 Euro nahezu.

"Die Inflation war in den vergangenen 50 Jahren weitaus höher als zwei Prozent", gibt Ernst Zöschg, Vorstandsmitglied des Grazer Finanzdienstleisters moneyfruits, zu bedenken.

Grundsätzlich, sagt Zöschg, soll das Grundgerüst aller Überlegungen zur Altersvorsorge auf drei Fragen basieren:

  • Welcher Betrag pro Monat soll
  • ab welchem Alter zur Verfügung stehen?
  • Wie lange soll dieser Betrag zur Verfügung stehen?

Natürlich weiß niemand, wie lange er lebt, aber der Statistik zufolge sollte jemand, der mit 60 in Pension gehen will, mit rund 25 Jahren Auszahlungsdauer des Angesparten kalkulieren.

Top-Down-Ansatz

Zöschg nennt das "Top-Down-Ansatz". Denn um realistische Erwartungen zu hegen, sollte man von der Anspruchsseite kommen: Wie viel will ich wie lange haben? Aus den dann gegenübergestellten Möglichkeiten der monatlichen Vorsorge ergibt sich hochgerechnet zumindest ein erster Eindruck, was überhaupt möglich ist.

In den folgenden konkreteren Schritten geht es dann um ganz konkrete Ausstiegsszenarien aus dem Erwerbsleben. Vielleicht ist es gar nicht leistbar, schon mit 60 aufzuhören?

Eine heute 30-Jährige etwa, die mit 60 in Pension gehen will und dann bis zum 85. Lebensjahr 2000 Euro monatlich kassieren will, muss sofort jeden Monat 594 Euro dreißig Jahre lang einzahlen (siehe Tabelle). Unterstellt wird dabei eine jährlich siebenprozentige Rendite der Veranlagung und eine Inflation von 1,5 Prozent. Sonst sieht es ab Auszahlung sehr mager aus. (Karin Bauer/DER STANDARD Printausgabe, 26.07.2004)