Rom/Brüssel – Der EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti hat am Freitagabend dem italienischen Europaminister Rocco Buttiglione zu seiner Nominierung zum italienischen Vertreter in Brüssel gratuliert, konnte jedoch seine Enttäuschung nicht verbergen, selbst nicht für einen Sitz in der neuen Kommission von Jose Manuel Durao Barroso ausgewählt worden zu sein. Im Gespräch mit Journalisten gab der 61-jährige Wirtschaftsexperte zu, dass er Italien gern mit einem weiteren Mandat in der EU-Kommission repräsentiert hätte.

"Ich habe der Regierung meine Bereitschaft signalisiert, mich weiterhin für eine offenere und konkurrenzfähigere europäische Wirtschaft einzusetzen. Ich bin überzeugt, dass dies die politische Glaubwürdigkeit der EU stärken würde und auch im Interesse Italiens und seiner Wirtschaft wäre. Doch die italienische Regierung hat sich anders entschlossen", meinte Monti.

Der politischen Krise zum Opfer gefallen

Die Opposition bemängelte, dass der angesehene EU-Wettbewerbskommissar, der seit zehn Jahren Italien in Brüssel repräsentiert, der Koalitionskrise in Rom zum Opfer gefallen sei. Berlusconi habe Buttiglione, Gründer der christdemokratischen Regierungspartei UDC , den EU-Kommissarposten angeboten, um eine Regierungskrise abzuwenden. Die UDC hatte aus Protest gegen die wirtschaftspolitische Linie der Regierung und gegen ein Föderalismus-Paket mit dem Austritt aus Berlusconis Mitte-Rechts-Bündnis gedroht.

Indiskretionen zufolge soll Buttiglione als Europaminister von seinem Parteikollegen Mario Baccini ersetzt werden. Dies wäre der dritte Ministerwechsel in Italien innerhalb einer Woche. Vor acht Tagen hatte Berlusconi Domenico Siniscalco zum neuen Wirtschaftsminister an Stelle des am 3. Juni zurückgetretenen Giulio Tremontis ernannt. Am Montag hatte der Spitzenpolitiker der Lega Nord, Roberto Calderoli, den Posten des Reformenministers übernommen, nachdem der Lega-Chef Umberto Bossi zurückgetreten war. (APA)