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Bukarest/Wien - Die OMV hat in Bukarest die größte Auslandsbeteiligung in der österreichischen Firmengeschichte besiegelt. Rumäniens Staatspräsident Adrian Nastase und OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer haben heute, Freitag, einen Vertrag zur Privatisierung des staatlichen Ölkonzerns Petrom unterzeichnen. Für rund 1,4 bis 1,5 Mrd. Euro erhält die OMV demnach 51 Prozent an dem Unternehmen. Laut OMV-Generaldirektor Wolfgang Ruttenstorfer wird sein Konzern damit "klare Nummer eins in Mittel- und Osteuropa".

Beteiligung durch Kapitalaufstockung angehoben

Konkret kauft die OMV dem rumänischen Staat 33,34 Prozent Petrom-Anteile ab und zahlt dafür 669 Mio. Euro. Gleichzeitig wird die Beteiligung durch eine Kapitalaufstockung auf 51 Prozent angehoben werden. Dafür rechnet die OMV mit einem Preis von 723 bis 855 Mio. Euro - der endgültige Preis hänge unter anderem davon ab, ob die Osteuropabank EBRD einen Kredit in eine 2,1 Prozent-Beteiligung umwandelt. Die OMV verpflichtet sich, 50 Prozent der Kapitalerhöhung binnen der ersten 30 Monate zuzuschießen, den Rest binnen weiterer zweieinhalb Jahre.

Zusätzlich übernimmt die OMV von Petrom laut rumänischer Regierung außerdem Schulden in Höhe von 292 Mio. Euro. Die kartellrechtliche Genehmigung ist noch ausständig. Der Abschluss der Transaktion wird für das vierte Quartal erwartet.

Größte österreichische Auslandsinvestition

Österreichs Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V) spricht von der größten je getätigten Auslandsinvestition eines österreichischen Unternehmens. Die OMV, für Bartenstein ein "Parade- und Vorzeigeunternehmen", sei damit jetzt Marktführer vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer.

Mit dem Milliarden-Investment vergrößert die OMV ihr Netz mit einem Schlag von rund 1.782 auf 2.382 Tankstellen. Der Marktanteil in der Donauregion wächst von 13 auf 18 Prozent an. In Rumänien erhöht die OMV in Rumänien ihren Anteil von 6 auf 30 Prozent. Bisher war die OMV in Rumänien mit 25,1 Prozent an der größten privaten Ölgesellschaft Rompetrol beteiligt gewesen. Was mit dieser Beteiligung passiert, ist noch unklar und wird wohl von der kartellrechtlichen Prüfung abhängen.

Zugang zu rießigen Ölvorräten

Außerdem gewinnt der österreichische Konzern durch die Petrom-Mehrheit den Zugang zu riesigen Ölvorräten nicht nur in Rumänien, sondern auch Kasachstan und im Schwarzen Meer. Die gesicherten Öl- und Gasreserven der Petrom betragen 1 Mrd. Fass Ölequivalent, jene der OMV liegen bei nur 410 Mio. Fass Ölequivalent. Die Öl- und Gasproduktion des OMV-Konzerns verdreifacht sich durch die neue Beteiligung von 120.000 Fass Ölequivalent auf 340.000 Fass Ölequivalent pro Tag (boe/d).

Um die Reserven zu heben, wird die OMV allerdings nach Meinung von Analysten noch kräftig in neue Technologien investieren müssen. In den vergangenen Jahren ist die Ölproduktion bei Petrom trotz der hohen Reserven leicht zurückgegangen, die Gasproktion stagnierte.

Personalabbau von nöten

Außerdem steht bei der Petrom wohl auch ein kräftiger Personalabbau an. Während bei der OMV 6.100 Mitarbeiter beschäftigt sind, sind es bei Petrom rund 57.000. Die Personalzahl im OMV-Konzern wird damit verzehnfacht. Kolportiert wird ein Personalüberhang bei Petrom von rund 30.000 Mitarbeitern. Die rumänische Regierung will sich dabei laut Wirtschaftsminister Dan Popescu heraushalten. Die OMV müsse mit der Gewerkschaft verhandeln, die kolportierten Zahlen hält Popescu aber für zu hoch gegriffen.

Als neuer Hauptaktionär wird die OMV in Zukunft vier Petrom-Vorstände stellen. Auch im Aufsichtsrat soll die OMV mit vier Managern vertreten sein. Petrom-Generaldirektor Gheorghe Constantinescu soll aber Chef des Konzerns bleiben.

Bezahlung mit Barmitteln und zugesicherten Krediten

Den Kaufpreis von von 1,39 bis 1,52 Mrd. Euro will die OMV aus Barmitteln und bereits zugesicherten Krediten aufbringen. Eine Kapitalerhöhung für die OMV schließt Generaldirektor Ruttenstorfer nicht aus. Die Staatsholding ÖIAG, mit 35 Prozent größter OMV-Aktionär, erklärte am Freitag, dass sie sich an einer Kapitalerhöhung bei Österreichs größtem Mineralölkonzern durchaus beteiligen könnte. Die OMV-Hauptversammlung hatte im Mai eine Ermächtigung zu einer Erweiterung des Kapitalrahmens um bis zu 8 Millionen neuer Aktien (inklusive laufender Wandelanleihen) bis Mitte 2009 ausgedehnt. Eine vollständige Fremdfinanzierung würde laut OMV-Finanzchef David Davies "den konsolidierten Verschuldungsgrad der OMV um weniger als 10 Prozentpunkte erhöhen". Ende Juni lag die Verschuldungsrate des Konzern bei 30 Prozent.

Von den Analysten wurde der Deal durchwegs positiv bewertet. Die OMV mache einen Sprung vorwärts. Der Kaufpreis liege innerhalb der Erwartungen, heißt es. Die OMV-Aktie legte am Freitag um 2,52 Prozent auf 170,75 Euro zu. Seit Jahresbeginn hat die OMV, mit 4,6 Mrd. Euro Marktkapitalisierung einer der größten Werte des Leitindex ATX, mehr als 44 Prozent zugelegt. (APA)