Yukos sucht in der Hoffnung auf Rettung des Konzerns offenbar eifrig nach einem Vermittler mit den Staatsorganen und hat Mittwoch wieder um Revision der Steuernachforderung gebeten.
Eine Yukos-Quelle tat gegenüber dem Wirtschaftsblatt Vedomosti die Ankündigung des Zwangsverkaufs sogar als Versuch desorientierter Gerichtsvollzieher ab, ein "Signal aus dem Kreml", um mehr Flexibilität bei der Yukos-Führung zu erhalten.
Konflikt künstlich hinauszögern
Tatsächlich wollen laut eben geschasstem Vorsitzenden des Yukos-Direktoriums Viktor Geraschenko Einflussgruppen innerhalb und außerhalb des Konzerns den Konflikt künstlich hinauszögern. Sollte es zum Zwangsverkauf kommen, stehen Leichenfledderer bereit.
Da ist der finanzstarke Yukos-Konkurrent Surgutneftegas, dessen Chef Wladimir Bogdanow sich stets interessiert gab, die in Nachbarschaft zu seiner Förderstätte gelegenen Yukos-Felder in Westsibirien zu erwerben. Ferner die Hände offen hat Roman Abramowitschs Ölgesellschaft Sibneft, die 2003 mit Yukos fusionierte, dies aber rückgängig machen will.
Öl als strategischer Wirtschaftszweig
Genannt wird weiters das Gespann Viktor Wekselberg und Michail Fridman von Russlands drittgrößter Ölfirma TNK-BP. Als Privatfirmen sind sie derzeit alle auskunftsunwillig. Oder sie wissen, was weithin vermutet wird: dass Yukos einem staatlichen Betrieb zufällt und Putin Öl zum strategischen Wirtschaftszweig macht.
Für diesen Fall kommt der halbstaatliche Erdgasmonopolist Gazprom in Frage, von dem Interesse an Yukos-Aktiva geäußert und wieder geleugnet wurde. Bliebe der staatliche Ölkonzern Rosneft, den Putins Geheimdienstaufsteiger aus Petersburg kontrollieren und der auf dem Markt als ineffizient gilt.